276 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
grosse Stellen fanden sich etwas davon entfernt. An allen die
sen Stellen war die Muskelhaut gesund und auch die Schleim
haut so fest, als im Reste des Magens. Die Speiseröhre war ge
sund. Auch alle andern Eingeweide waren ganz normal und
nur von viel Fett bekleidet. Die etwas ausgedehnte Harnblase
enthielt wenig Harn. Der Uterus war gesund. Die Dura Hin
ter war an mehreren Stellen fest mit der Hirnschale verwach
sen, sonst ganz gesund. Das Hirn hatte normale Grösse, zeigte
keine Blutüberfüllung, war aber in seiner ganzen Substanz
durchaus weicher, wasserreicher, als gewöhnlich, ohne dass
man jedoch irgendwo vorzugsweise eigentliche Erweichung,
gelbe Färbung oder sonst Farben- oder Texturverschiedenheit
wahrgenommen hätte, ausser dass die graue Substanz in etwas
vermindert erschien. Die Höhlen enthielten kein Wasser und
Varolsbrücke und verlängertes Mark waren gehörig lest. Die
Nervenanlange, namentlich die der Lungenmagennerven, erschie
nen normal. Was die Nerven anlangt, so war der linke Ner
vus phrenicus ganz normal und der rechte anscheinend gesund,
bis 2 Zoll vor der Ausbreitung ins Zwerchfell, wo er in der
Länge eines Zolls kirschroth gefärbt war, ohne sichtbare Ge-
fässentwickelung. Im Vergleiche zum linken fühlte er sich in
seiner ganzen Länge, so weit er in der Brust verläuft, dünner,
aber derber und dichte'r, wie von Abnahme des Marks im Ver
hältnis zum Neurilem an, was wahrscheinlich vom Druck durch
die Verwachsung der rechten Lunge mit dem Herzbeutel ab
hing. Der rechte Nerms vagus zeigte kurz ehe er den N.
rectnrens abgab, auf 11- Zoll Länge, auf der Oberfläche deut
liche Gelässentwickelung. Von hier an war der ganze N. va
gus bis zu den Blagenästen dünner als der linke. Der iV. re
currens war gesund und verzweigte sich normal an dem Larynx.
Die obern J des Biusttheils des N. vagus waren kirschroth ge
färbt. Der ganze linke iV. vagus war ganz normal. Der
Plexus gastricus anterior und posterior w aren sehr stark und
ganz gesund. Der Halstheil des Sympathicus war auf beiden
Seiten normal. (Der mittlere Halsknoten links grösser, als
rechts.) Die Pars thoracica und abdominalis waren ganz ge
sund, so wie das Ganglion coeliacum, das kräftig entwickelt
war. — Bei Beurtheilung dieses merkwürdigen Falles hat man
2 Biomente von einander zu trennen. Zuerst muss man die
Veränderungen ins Auge fassen, W'elche die Organe erlitten,
den Befund, und dann die Frage beantworten, in wieweit die
im Leben sichtbaren Erscheinungen einen solchen Zustand schon
voraus setzen Hessen. Nur so kann der einzelne Fall für künf
tige Diagnostik Früchte tragen. Lässt sich nun den Verände
rungen der verschiedenen Organe ein gemeinschaftlicher Grund
unterlegen? Alle diese Abweichungen von der Norm, die ge
ringen Producte der letzten Reaction ausgenommen, sind ohne
Zwang aus dem vorgeschrittenen Alter zu erklären und wenn