Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

264 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
kam Pat. 1 Gran Opium pur. p. d. und als nach 8 Gaben kein 
Schlaf erfolgte, 2 Gran p. d. Nachdem Pat. 18 Gran Opium 
genommen, schlief er ein, schlief 4 Stunden und erwachte ge 
nesen bis auf allgemeine Schwäche, die einige Zeit hindurch 
noch zurückblieb. Die Mahnung des Yerfs. sich nicht dem 
Trünke zu ergeben, half natürlich nichts, doch blieb der Mann 
etwa 6 Monate gesund. Plötzlich wurde S. Nachts wieder zu 
ihm gerufen und fand ihn wie folgt: Gesicht und Augen waren 
geröthet, die letzteren hervorgetrieben, die Respiration höchst 
beengt, schmerzhaft, der Puls voll, hart, beschleunigt, kurz: 
jeden Augenblick stand Apoplexie zu befürchten. Der Verf. 
liess sogleich einen Aderlass machen, worauf das Athmen noch 
während desselben freier, fast ganz schmerzlos wurde. Nächst- 
dem erhielt Pat. ein Abführmittel, da die Zunge belegt und 
der Stuhl seit 2 Tagen verstopft w ar. Ein Klystier ging ohne 
Stuhl ab. Etwa 2 Stunden später traten alle Symptome des 
Delirium tremens ein. S. hielt den Fortgebrauch des Abführ 
mittels bis zur Wirkung angemessen und liess es fortuehmen. 
Nach 5 Stunden starb Pat. Die Section wurde nicht erlaubt. 
Aeusserlich zeigte die Leiche keine Spuren der Apoplexia san- 
guinea. — Der zweite Kranke war ein kräftiger Mann. Als 
S. gerufen wurde, währte das Uebel bereits 2 Tage. Pat. 
war höchst aufgeregt, misshandelte den Wärter, weil ihm die 
ser auf jedem Schritte folgte und wenn er Branntwein forderte 
etwas hart widersprach. Der Puls war nicht voll, aber hart, 
wenig beschleunigt, das Gesicht wenig geröthet, die Zunge 
fast gar nicht belegt. Früher war schon freiwilliges Brechen 
erfolgt und Stuhlausleerung w ar den Tag vorher kurz nach dem 
Erbrechen zugegen gewesen. Auf Zureden des Verfs. beru 
higte sich Pat., klagte jedoch stets über den Wärter und 
w ünschte dessen Entfernung. Schon ehe S. kam, hatte Pat. an 
derweitig 14- Drachme Tinct. opii bekommen. S. liess diese 
aussetzen, da die Tinctur seiner Ansicht nach nicht leicht zum 
Ziele führt und verordnete stündlich 1 Gran Opium p. d., nach 
8 Stunden 2 Gran Opium p. d. und nach noch 3 Stunden 3 
Gran p. d. Nach 26 Gran Opium trat Müdigkeit und Ruhe ein, 
Pat. sprach ganz zusammenhängend, wie dies gewöhnlich bei 
diesen Kranken kurz vor dem Einschlafen der Fall ist, legte 
sich zu Bette und verfiel schon nach einigen Minuten in festen 
Schlaf. In diesem glitt er mit dem Körper an das Bettende 
hinab, worauf der Wärter die Unvorsichtigkeit beging, ihn, da 
er sein Erwachen nicht fürchtete, im Bette heraufzuriicken. 
Gewiss aber mochte er den Kranken etwas unsanft angefasst 
haben, denn dieser erwachte, sprang aus dem Bette, warf sich 
über den Wärter her und würde ihn vielleicht erwürgt haben, 
W’enn nicht Mehrere dazugekommen und ihn festgehallen hätten. 
Zufällig kam auch S. dazu. Pat. erkannte ihn sogleich, klagte, 
dass der Wärter ihn habe ermorden wollen, liess sich aber
	        
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