Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

I. Pathologie, Therapie und ntedicinische Klinik. 219 
,n der Cholera zersetzt, wie hätten so unzählig viele Kranke 
nach überstandenem Anfalle fast augenblicklich in die vollstän 
digste Genesung übergehen können ? nicht zu erwähnen , dass 
z u einer Blutzersetzung doch wohl vielmehr ein Plus von Wärme, 
solch ein entschiedenes Minus erlorderlich gewesen wäre. 
In jenen Fällen also, die so schnell zu einem unglücklichen 
Bnde eilten, trat der scheinbare Tod nur ein, weil die Ablei- 
tung des Blutes von seinen gewöhnlichen Wegen zu allge 
mein und' zu plötzlich erfolgte, hierdurch wurde lediglich 
d®* Blut mechanisch gehindert nach seinem Lebensquell, den 
Zungen, zu gehen, und so musste die Respiration mit der Cir- 
eulation aus mechanischen Gründen unterbrochen werden. Hier 
ist die verdünnte Luft abermals ein herrliches Mittel den Scliein- 
todten wieder ins Leben zu rufen; denn es verdünnt das Blut 
u ud leitet es regelmässig nach jedem Puncte der Peripherie, 
ein Umstand, der zum Gebrauche der verdünnten Luft schon in 
der Cholera selbst auch den Arzt auffordern sollte, der an eine 
augenblickliche, gleichsam schlagende Wiederherstellung des 
Kranken durch den weggenommenen Luftdruck noch zu zwei 
feln geneigt wäre. Ehe man den Scheintodten jedoch der ver 
dünnten Luft aussetzte, müsste man die Zeit abw arten, inner 
halb welcher sich das gestörte Gleichgewicht zwischen aussen 
and innen von selbst wieder hergestellt hätte. Bekanntlich 
Riebt der ausserordentliche Collapsus, der augenscheinlichste 
Beweis von dem überwiegenden äussern Luftdrucke, dem Cho- 
lerakranken das Ansehen einer Leiche , während nach dem Tode 
der wiederkehrende Turgor der Leiche das Ansehen eines Le 
benden verleiht; bis also dieser Turgor wiedergekehrt und also 
das Gleichgewicht mit der Atmosphäre wieder hergestellt ist, 
bringe man die angebliche Leiche in eine Wärme schlecht lei 
tende Hülle, also z. B. in trocknes Heu, oder in ein Bett, 
°d er in einen massig heissen Brei etc. Nach zurückgekehrtem 
Turgor wird die Leiche in den Schrank gebracht und nun die 
Loft zum Theil weggepumpt. Nach einer Gegenwart von \ 
°der l Stunde in der verdünnten Luft wird die Leiche schnell 
Un d tief in ein warmes Bad gesetzt, aber sogleich wieder her- 
aus gehoben; denn es soll damit nur dem Blute der erste Stoss 
Bewegung gegeben werden. Diese Procedur mit der ver 
dünnten Luft und dem Bade, vielleicht unter Beihülfe noch der 
andern bekannten Wiederbelebungsmittel, worunter auch nach 
Entständen die Oelfnung einer Vene gerechnet werden muss, 
an der unmittelbar gesaugt, oder die offen der Einwirkung der 
^® r diinnten Luft ausgesetzt würde , mehrere Male wiederholt, 
ürfte nicht selten von dem glücklichen und lohnenden Erfolge 
K^krönt werden, ein scheinbar schon gefallenes Opfer der Cho- 
era dem Leben zurückzugeben!
	        
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