I« Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 217
gleichsam ein «ärmeleerer Raum entstand. Die aus den Secre-
•tonsorganen der Dünndarmsäfte nachtretende Wärme reisst wie
derum Säfte mit sich fort, diesen tritt wiederum Blut mit seiner
»Värme nach, und so geht es ununterbrochen weiter. Das Blut
verliert neben Theilen, welche dieDiinndarmsecrete bilden, alle
seine Wärme in der Richtung nach den Dünndärmen, natürlich
"’trd es dadurch der Möglichkeit beraubt, der äussern Atmo
sphäre das Gleichgewicht zu halten, und nicht nur, dass hierdurch
Respiration immer mehr beeinträchtigt und endlich un«
•"“glich wird, sondern der von aussen jetzt überwiegende
Luftdruck wird es nun, der die Krankheit unterhält. Man
®|eht es also wohl, das Wesen der Cholera ist das aufgehobene
Gleichgewicht zwischen der innern Oberfläche (der Raum in den
Gedärmen) des Organismus und der äussern, und das Mittelglied ist
"as Blut. Dieses, seiner Wärme beraubt, kann nicht mehr circtiliren ;
es kann auch nicht mehr circuliren, weil es seine Dünnflüssig
keit verloren hat und fast io einen andern Aggregationszustand
übergegangen ist, und zwar wiederum, wejl es seiner Wärme
beraubt ist. Dass Galle und Urin nicht mehr secernirt « erden,
"'•e kann man sich wundern ? Das Blut circulirt nicht mehr.
Gnd giebt es auch noch einige Bewegung in den grossen Ge
lassen, es ist die letzte, ausgehende Wärme in den Gefässen,
">e diese Bewegung noch hervorbringt, sie dient nur dazu das
"Nerienblut seines letzten Sauerstoffes zu berauben, der nicht
n *ehr ersetzt wird; denn es giebt keine Respiration mehr. Se-
pernirt also kann nicht mehr werden, wo noch secernirt «ird,
jw Dünndarme, da strömt Wärme aus und Blut zu, darum
«Her die strotzenden Gefässe; und wird auch hier nicht mehr
secernirt, so ist alle, auch die letzte noch übrige Circulation
""•erbrochen. Doch genug. Wie die Gelegenheitsursachen
"urcli Säfteerguss, Gallenretentiou u. s. «-. wirken, «ollen
" )r nicht mit Breitem ausführen, nur das Einzige soll erwähnt
''erden, dass Brannt«eintrinker vielleicht deswegen zur Cho-
“ ra prädisponirt sind, weil durch diesen Genuss wahrscheinlich
Galle mit der Zeit qualitativ verändert « ird, indem sich
“kanntlich das Pikromel im Alkohol auflöst. Jetzt noch die
''ichtige Frage: wie ist dieser Krankheit beizukommen? Nichts
e, chter als dies. Die Indication ist das gestörte Gleichgewicht
z "’ischen der äussern und der innern Oberfläche des Organis-
jntis möglichst schnell wieder herzustellen, und also die Unter-
•altüngsursache zu heben. Wer dächte wohl jetzt nicht daran,
dieser Aufgabe Genüge geleistet wird, sobald man vom
fanken den überwiegenden Luftdruck entfernt und ihn also in
nil, telst der Luftpumpe verdünnte Luft bringt? Die Wärme
“"•weicht dahin wo kein Luftdruck vorhanden ist, und sie
<jat m der verdünnten Luft eben 60 viel Grund nach der Ober
ache des Körpers zu gehen, als nach dom Darmkanale, d. li.
as Gleichgewicht zwischen aussen und innen ist wieder her-