I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 13
darüber fragte sie eine Hebamme, die sie für schwanger nahm
und auch nach 4 Wochen, wo Schmerzen und Umfang der Ge
schwulst zugenommen hatten, dabei blieb. Die Frau selbst liihlte
sicli aber nicht wie bei den frühem Schwangerschalten, schob das
Ausbleiben der Periode vielmehr auf das vorgerückte Alter und
fragte einen Geburtshelfer, der sich nicht bestimmt fiir oder ge
gen Schwangerschaft erklärte, ersteres jedoch wahrscheinlich
machte und Pat. mehrere Monate mit verschiedenen Mitteln ge
gen Kolik und Fieber behandelte. Nachdem Pat. 5 Monate ge
litten, ohne dass die Schmerzen nachgelassen, oder Zeichen der
Schwangerschaft, besonders Bewegung der Frucht, eingetreten
wären, wurde W. befragt. Dieser fand Pat. fiebernd mit einem
Pulse von 120 Schlägen, die Haut pergamentartig, trocken, heiss,
ebenso Lippen und Zunge; sie selbst sehr abgemagert, über
Leibschmerzen, Unbehaglichkeit nach dem Essen, so wie über
wässrige Diarrhöe klagend, die sich fast einen Tag um den
andern einstellte. Yon aussen untersucht, ergab der Leib eine
Geschwulst in der Mitte desselben, in der Nabelgegend, so
gross wie ein Kinderkopf, die in der Tiefe so fest anhing, dass
man sie weder bedeutend nach oben, noch nach unten verschie
ben konnte, von gleichmässiger, runder, nicht hügelichter Form,
fester praller Consistenz, nicht mit den Bauchdecken verwach
sen , so dass sich diese über der Geschw ulst hin - und herschie
ben und am linken untern Theile des Bauchs, so wie über der
Schaambeinfuge bei angezogenen Schenkeln, ziemlich tief mit
der Hand eindriieken Jiess. Adhärenz der Geschwulst an einem
bestimmten Theile konnte nicht gewiss angegeben werden, da
dieselbe tieferes Eingreifen in die Bauchdecken weder ober-
noeh unterhalb gestattete. Verschiedene Lagen, so w’ie Unter
suchung durch die Scheide, ergaben auch nichts Näheres.
Die Scheidenportion der Gebärmutter war normal, die Ge
bärmutter selbst schien von normaler Grösse. An Schwan
gerschaft, zumal über 5 Monate, war nicht zu denken. Ge
schwulst eines Ovariums wurde durch das Scheidengewölbe
nicht gefühlt, oder man musste annehmen, dass ein solches
durch Grösse und Ausdehnung aus dem Becken gehoben, oder
dass die Geschwulst einein andern Eingeweide, vielleicht der
Leber angehöre, oder endlich eine degenerirte Mesenterialdrüse
sei. Ob dieser Tumor Flüssigkeit enthalte, oder durchaus so
lide sei, war ebenfalls schw’er zu entscheiden. Eine gewisse,
sich beim Anfühlen zeigende Elasticität konnte man auch auf
weichere Consistenz schieben. Fluctuation war nicht deutlich,
daher die Wäude, wenn das Ganze ein Balg war, bedeutend
dick seyn mussten. W. hielt demnach das Uebel für einen in
sich geschlossenen Tumor der der degenerirten Leber, oder wahr
scheinlicher noch dem degenerirten Ovarium angehörte. An
Badicalcur durch innere Mittel, oder gar durch Operation war
hier und noch überdies bei zweifelhafter Diagnose durchaus