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III. Chirurgie und Ophthalmologie.
men zu und es wurde zum Urinlassen oft der Catheter nü'thig.
Der Kranke magerte ab und starb endlich unter Behandlung
eines andern Arztes an Abzehrung. — 2) Ein 35jähriger Mann
hatte Tripper und dieser war durch wiederholte Excesse aller
•Art so gesteigert worden, dass Hodenentziindüng eintrat, die
keiner Antiphlogose weichen wollte und nach vergeblichen Zer-
theilungsversuchen in Eiterung überging, die nach langer An
wendung von Breiumschlägen sich nach aussen entleerte. Bald
darauf bemerkte man fortdauernden Abfluss wässeriger Feuch
tigkeit nach dein Urinlassen, was für eine Harnfistel sprach.
Entzündung und Anschwellung des Hodens verloren sich, aber
die Fistel blieb und verrieth sich durch Abfliessen des Urins
durchs Scrotum. Die Untersuchung schien nur chronische Auf
wulstung der Schleimhaut der Harnröhre zu ergeben, so wie
auch das Harnlassen nach Beschwichtigung aller entzündlichen
Symptome und Aufhören der Blennorrhoe fortwährend erschwert
blieb und der Harn nur in dünnem Strahle und gewunden ab
floss. Pat. wollte aber hergestellt werden, ohne etwas vor
nehmen zu lassen und kam bald durch Versetzung in ein an
deres Amt aus den Augen des Yerfs. Bei einiger Geduld des
Kranken dürfte hier durch Einlegen allmählig dickerer Catheter
das Uebel wohl besiegbar gewesen seyn. — 3) Bei einem
Manne der lange vorher an beschwerlichem Urinlassen gelitten,
verschlimmerte sich das Uebel plötzlich, der Harn brach in das
Scrotum aus, dieses wurde brandig und die linke Seite des
Hodensacks so zerstört, dass der Testikel ganz frei und ent-
blösst heraushing. Nur mit Mühe rettete man bei Fortschreiten
der Gangrän, beginnenden Delirien und Flechsenhüpfen das Le
hen, Bewunderungswürdig war aber nach Sistirung des Bran
des der Regenerationsprocess der Natur zur Wiederumhiillung
des entblössten Hodens, da zu viel verloren war, als dass man den
Testikel hätte bedecken, oder die Hautränder mit einander ver
einigen können. Und doch heilte alles in kurzer Zeit seht
schön. Vom Catheter konnte hier keine Rede seyn, denn der Stri-
cturen waren so viele und diese so bedeutend, dass alle Ver
suche damit unmöglich waren. Darmsaiten, fortwährend einge
legt, erweiterten den Kanal der Urethra wenigstens etwas und
»ach längerer Zeit hatte sich die Fistel so weit geschlossen,
dass kaum einige Tropfen beim Urinlassen sielt durch dieselbe
drängten. Pat. hatte zu weiterem Einschreiten keine Lust und
behilft sich fortwährend mit der Palliativcur durch Darmsaiten.
— 4) Eine 32jährige Frau hatte 2 Mal geboren, langsam
zwar, doch ohne künstliche Hülfe. 15 Jahre später wurde sie
wieder schwanger und da die Entbindung wieder sehr lang-
ß |*! m u »d schwierig verlief, wurde ein Wundarzt gerufen, der
le künstliche Entbindung versuchte. Aber fast 2Btündigc Zan-
genversuche blieben fruchtlos und während derselben war alle
natürliche Geburtsthätigkeit erloschen. Man rief nun den Verf.,
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