178 III. Chirurgie und Ophthalmologie.
irgend eine mechanische Schädlichkeit fiir die Ursache des Uebels,
das er als entzündlich ansah und wogegen er 15 Blutegel aut
den liodensack und innerlich ein kühlendes, ausleerendes Mit'
tel verordnete. Am nächsten Morgen erschien die Geschwulst
bedeutend vermehrt. Die Blutegel hatten offenbar geschadet. |
Pat. musste Vng. liydrarg. ein. einreiben und innerlich Nit*-
mit Pulp. 'Panutr. nehmen, doch das Uebel wurde stets sthlim-
mer. Am 3. Tage zeigte der Hodensack die Ausdehnung eine*
grossen Kinderkopfs, war hochroth und so schmerzhaft, das*
die leiseste Berührung den Kranken heftig schreien machte. D®
Harn war ziemlich geröthet, sonst alles normal und nur einig®
fieberhafte Aufregung im Pulse nicht zu verkennen. Ohne # 0
Verbindung mit Parotitis zu denken, gerieth B. doch auf die
Idee, es habe vielleicht ein kalter Wind die Genitalien getrof-
fen, da Pat. in leinenen Beinkleidern gegangen war und an de®
Tage, an dem er Mittags zuerst den Schmerz fühlte, am frü
hen Morgen im Freien gearbeitet hatte und die Geschwulst s®
daher vielmehr artluitischer Natur. Er liess also anhaltend trocku®
■warme Kräutersäckchen mit Hb. IJyosc. Cicut. Male, und
Fhn\ Charnom. vulg. auflegen, worauf die Geschwulst, di®
bis dabin immer gestiegen war, sich zu vermindern anfing und
in 48 Stunden mit Nachlass aller Schmerzen verschwunden war» 1
— B. glaubt diesen Fall um so mehr mit den von Casper er
wähnten in Verbindung bringen zu dürfen, als die Aehnlicli-
keit auffallend ist und die Ansicht eines Zusammenhangs diese*
Geschwulst mit Parotitis hier dadurch einigermaassen bestätig*
wird, dass die Frau des Kranken gleichzeitig an Parotitis litt. (■)
[r. Gräfe's w. v. Wallher's Journ. d. Chirurg. Bd. 24. Hfl. 4 ]
72. Ueber Krankheiten der Harnrohre; von Df’
HeinENHErcH in Ansbach. Da die Meinungen über das Ver
fahren bei Krankheiten der Harnröhre, besonders über Anwen
dung des Aetzmittels bei Verengerungen derselben, noch gar
sehr getheiit sind, so dürfte die Aufzählung einiger beobachte
ter Fälle nicht ganz nutzlos seyn, wenn auch einige davon
nicht von besonderer Wichtigkeit sind und die Behandlung olm®
Resultat blieb. 1) Ein Mann über 50 Jahre, der viele Feldzug®
als Cavalerist mitgemacht und viele Strapazen erduldet, ab'*
nie syphilitisch gewesen war, bekam Harnfisteln im Pet'inäu®*
Der Urin drang während des Ablassens aus mehreren Oeffnun-
gen, die sich aber bald auf Erweiterung der grössten verminder
ten. Stricturen waren nicht zugegen, der Catheler drang lei‘h*
und ohne Schwierigkeit ein und die durch die Fistel eilig®*
brachte Sonde berührte den Catheter. Die Ursache schien' 11
Hämorrhoiden. Zur blutigen Operation wollte sich Pat. nie* 1 *
verstehen, es blieb also nichts übrig, als Erweiterung der nu**
telsten und grössten Fistel durch Pressschwamm und bei eing®'
legtem Catheter Einspritzung reizender Flüssigkeiten. D It,a
Verfahren blieb aber ohne Erfolg, die Harnbeachwerden nah-