Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

12 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
des Kohlengemisses auf ihr Gemüth. Hatte sie Kummer, Un 
behagen, Uebelkeiten, so beruhigte und erheiterte sie der Koh 
lengenuss. Je grösser der Kummer, desto grösser war auch 
der Kohlenhunger. Halle sie sich noch so satt gegessen, so 
konnte sie doch noch viele Kohlen zu sich nehmen. Gleich 
nach dem Kohlengenusse verloren sich jeder iible Geschmack, 
so wie Säure und Sodbrennen. Wenn die Katamenien einire- 
ten wollen, regt sich der Kohlentrieb besonders, so dass die 
ser jene ankiindigt. Während derselben schmecken die Kohlen 
auch am besten. In der Hegel verzehrt sie täglich ungefähr 
eine Bonboniere voll, dergleichen sie immer bei sich trägt. Es 
müssen harte Holzkohlen seyn. Der einzige Machtheil, den sie 
davon gehabt haben will, ist, wie sie sagt, Obstipation. Da 
der Grund dieser Pica theils in Unordnungen der Digestionsor 
gane, in widernatürlicher Beschaffenheit der gastrischen Säfte, 
theils im Hirn- und Nervensysteme, worüber die Beziehung des 
Vagus zum Hirn einigen Aufschluss giebt, liegt, bat man nach 
Karlsbad von Doberan den vollen Zweck zu erreichen gesucht. 
Das ganze Befinden schien allerdings deutlich dadurch gewon 
nen zu haben, doch der Kohlenhunger ist dadurch unmittelbar 
nicht verändert worden. [HufelancVs Journ. d. pract. Heilk. 
1836. Sepl.\ 
3. Zur Diagnose der Gesell wülste im Unter 
leibe; von Dr. Wallmüelleh in Berlin. Wie schwer die 
Lage grösserer Geschwülste in der Bauchhöhle und ihr Zusam 
menhang mit bestimmten Eingeweiden während des Lebens zu 
erkennen sei, beweisen von Neuem nachstehende 2 Fälle, die 
B. im vorigen Jahre beobachtete. Der Eine betraf eine krank 
hafte Leber, die im Leben nach der Lage nnd den sich dar 
bietenden Erscheinungen auf Degeneration eines Ovariums hätte 
schliessen lassen, der Andere verleitete den Verf. an Leberlei 
den zu denken, während man bei der Section ein degenerirtes 
Ovariuni sah. — 1) Die Frau eines Viehmästers liess am 10. 
Jan. 1835, nachdem sie lange von einem Collegen ohne Linde 
rung ihrer mannichfachen Beschwerden behandelt worden war, 
den Verf. wegen heftiger Leibschmerzen und Erbrechen rufen. 
W. fand eine bleich und erdig aussehende, magere Frau, An 
fangs der 40 er , deren gefurchte Züge und missmüthiger, träger 
Blick, ausser häuslichen Sorgen und Kummer, auch schweres, 
körperliches Leiden verriethen. Sie hatte 8 Mal geboren und 
»och 6 lebende Kinder, zum Theil schwere Wochenbetten über 
standen und auch mehrmals in den ersten Monaten der Schwan 
gerschaft abortirt. Vor 1! Jahren gebar sie zuletzt ein leben 
des Kind und befand sich 1 Jahr darauf, bis auf ein, nur 
kurze Zeit dauerndes Tertianfieber ziemlich wohl. Im Herbste 
1834 blieb die Periode aus und sie bemerkte einige Monate 
darauf eine Geschwulst im Unterleibe, die beim Bewegen und 
Bücken, so wie bei etwas starkem Druck schmerzte, ln Sorge
	        
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