I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 150
die vorher erschwerte Respiration wieder erleichtert. Vor jedem
Erbrechen stellte sich jedes Mal heftige Bangigkeit mit erschwer
ter Respiration ein. Die übrigen Symptome waren folgende!
die Stirne war noch etwas warnt, Waögen, Kinn Und Nase
ganz kalt, auch sogar die Zunge wurde meist kühl, mit gelb
licht weissein Schleime belegt, die Mitte derselben war trocken,
die Ränder feucht, sogar der Athem erschien meist ganz kühl
und die "Wärme des ganzen Körpers, besonders der Hände und
Füsse, war bedeutend vermindert; Stimme und Sprache ganz
schwach, gleichsam gebrochen ; die Augen zurückgezogen, die
Augenlider mit blaulichtem Streifen umgeben; der Blick matt,
trübe, der Durst heftig, die öbern und untern Extremitäten
kalt, die Finger meist krampfhaft zusammengezogen und den
gewöhnlich eingelegten Daumen umfassend, und Nagel und Fin
ger blaulicht. Die Haut am Rücken der Hände blieb, wenn
sie in Falten erhoben wurde, einige Zeit erhaben und glich
sich nur langsam wieder aus. Der Puls war meist schwach,
etwas langsam, fadenförmig und kaum fiiltlbar, und wo sich schon
das Stadiurh. paralyticvm fand, fehlte er ganz, selbst der Ca«
rotidenschlag am Halse war oft kaum fühlbar. Die Respiration
war immer erschwert und abwechselnd sehr beschleunigt. Die
Brust hob sich bei Inspiration bedeutend. Der Unterleib war
meist eingezogen, seltener meteoristisch und es entstand olt
krampfhaftes Zusammenziehen desselben, Poltern und schneiden
de, ja sogar stechende Schmerzen. Beim Erbrechen nahm man
eine ganz eigentümliche Art desselben wahr, nämlich: man
beobachtete keine so heftige Mitwirkung des Zwerchfells, son
dern es strömte die erwähnte Masse in grossen Güssen, allem
Anscheine nach blos durch krampfhafte Zusammenziehungen des
Magens, wie aus einem Schlauche heraus. Eben eine solche
Masse wurde durch den Darmkanal oft und häufig ausgeleert,
nur dass diese eigentümlich stank. Harnse- und excretion
hörten ganz auf. Auf starkes Berühren des Unterleibs im Hy-
pochomlrio dejctro et sinlstro klagten die Kranken über keinen
Schmerz. Bei dergleichen kranken Soldaten, die meist junge,
starke, wohlgenährte Leute waren, wurden zuerst die erkalte
ten Gliedmassen entweder mit Acet. aromat. Spir. vin. camph.
oder mit Wasser und Eis wohl | bis -J Stunden lang abgese
hen und dann ein Aderlass von 8, 10 bis 12 Unzen vorgenom
men. Wollte das Blut nicht fliessen , so w urde an den iibri-
Ren Extremitäten ein neuer Aderlass vorgenommen, bis die vor
geschriebene Menge Blut geflossen war. Das aus den Venen
gelassene Blut verhielt sich wie folgt: es sprang nicht im Bo
gen, sondern träufelte ganz langsam am Arme herab; die Farbe
""ar schwarzroth, dick, theerartig; wenn es längere Zeit gestan
den hatte, so schied sich kein Wasser oder Serum davon ab, bil
dete keinen Blutkuchen und wurde nur noch schwärzer. Nach
dem Aderlässe hob sich der Puls gewöhnlich wieder um etwas,