154 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Erde auf die Luft wirkt, eine grössere Aufmerksamkeit zu
schenken und eine wichtigere Rolle einzuräumen, als es die
Meteorologie bisher getlian hat. Diese Expansion ist bekannt
lich am Aequator, oder wenigstens, je nach dem jedesmaligen
Stande der Erde zur Sonne, d. h. je nach der Abweichung
der Sonne, immer doch innerhalb der heissen Zone, am stärk
sten, und somit werden von hieraus alle Lufttheilchen entwe
der nördlich oder südlich bewegt werden. Andererseits ist
diese Expansion am stärksten längs des Meridians, an welchem
die Tageshitze ihr Maximum erreicht hat, und von hier aus
werde, alle Lufttheilchen entweder eine westliche oder eine öst-
liehe Bewegung erhalten. Durch diese Meridianexpansion, um
so zu sagen, wird die Luft an der Tagesgrenze gegen Westen
und Osten hin comprimirt werden, jedoch keinesweges in glei
chem Grade, denn da diese Expansion mit dem Tage selbst
die Luft nach Westen hin durchschreitet, so muss jene Com-
pression nach Westen hin fortwährend zunehmen, während die
nach Osten abnimmt. Die Compression und somit eine allge
meine Richtung nach Westen muss sich der ganzen Atmosphäre
mittheiien, daher auch alle regelmässige Ausgleichung in west
licher Richtung geschieht, wie dieses vorzugsweise der bestän
dige Ost- oder Passatwind beweiset, der zum grössten Theil
aus der abgekiihlten Nachtluft besteht, die von Osten her, also
gleichfalls in westlicher Richtung, sich mit der expandirten
(Aequator- und überhaupt Tages-) Luft viel früher ins Gleich
gewicht setzt, als diese durch die nächtliche Abkühlung etwa
wieder an den Ort zurückgelangen könnte, an welchem sie
sich vor der Expansion befand. Wenn also hiernach jedes
Lufttheilchen innerhalb 24 Stunden sowohl eine westliche,
als eine östliche Bewegung erleidet, so ist die westliche
doch bei weitem vorwaltend, indem diese erstens bis zum Ma
ximum der Tag-eswärme, also bis in die 2. Nachmittagsstunde,
und daher viel länger dauert, als die östliche, die nur deu
übrigen Theil des Tages in Anspruch nehmen kann, und die
zweitens auch noch durch die allgemeine westliche Richtung der •
Atmosphäre einen Abbruch erleidet. Aus dieser doppelten Be
wegung also der Lufttheilchen , erstens der nach den Polen hin,
und zweitens der nach Westen, muss für die ganze Atmosphäre
eine regelmässige, relative Bewegung und zwar eine nordwest
liche auf der nördlichen , und eine südwestliche auf der siiJli-
chen Erdhalbkugel resultiren. Jedoch ist dabei noch Folgendes
zu bemerken. So wie nämlich die Meridianexpansion die Luft
an der westlichen und östlichen Tagesgrenze comprimirte, so
wird die Aequatorexpansion auch die Luft an den beiden Polen
comprimiren, und es muss somit eine Grenze geben, wo die
expandirte Luft die comprimirte Polarluft nicht mehr überwälti
gen kann. Hier wird also die nördliche Bewegung auf der
nördlichen Halbkugel und die südliche auf der südlichen nicht