Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 153 
ähnliche Verbindung in jenen Luftschichten von so geringer 
Dichte eine gleiche Holle, wie in den untern die Regenwolken, 
spielen könne. Witterungs- und besonders remperaturwechsel, 
begleitet oder hervorgerufen von einer momentan ungleichen 
Vertheilung der atmosphärischen Electricität, würden dann wohl 
hinreichen, eine Cholerawolke, wo nicht troplbar-flüssig zu 
machen, so doch zu verdichten, und sie so zum Einsenken in 
die tiefem Luftschichten zu veranlassen. Ist aber nur das Miasma 
erst in diese gelangt, so werden starke Bewegungen in der 
Lutt, weniger jedoch vielleicht Winde, die meist eine an 
haltende, einseitige, horizontale Richtung verfolgen, als viel 
mehr ein heftiges Gewühl, wie bei Schlachten und dergl., vor 
Allem aber Regengüsse die Mittel seyn, die es auf die Ober 
fläche der Erde herabführen ; und man erinnert sich wohl, wie 
die spätem polnischen .Schlachtbulletins fast alle mit der Klage 
schlossen, dass ein neuer Kampf auch immer einen neuen Aus 
bruch oder eine Steigerung der Cholera nach sic!) gezogen habe, 
und noch viel häuliger weist bekanntlich die Geschichte der 
Cholera dieselbe Erscheinung nach anhaltenden Regengüssen 
nach. — Woher aber, wird die Frage eingewovfen, der regel 
mässige, uordwestliche Gang der Cholera? Docli wohl, wird 
geantwortet, weil die obersten Luftschichten eine regelmässige, 
dem Gange der Cholera entsprechende Bewegung haben müs 
sen. Freilich verlautet von solch einer Bewegung nichts in der 
Physik, dennoch aber führt eben diese Wissenschaft die Bedin 
gungen als bestehend auf, aus welchen die erforderliche Bewe 
gung hervorgehen würde; denn wenn es wahr ist, wie die 
Physik lehrt, dass die Wasser- und Luftfluthen, und die regel 
mässigen, von Osten nach Westen gehenden Wasser- und 
Luitströmungen in der heissen Zone zum Theil von der An 
ziehungskraft der Sonne und des Mondes kommen, und dass 
diese Kraft hierbei den einzelnen "Wasser- und Luft-Atomeu 
einen Theil ihrer Umdrehungsgeschwindigkeit um die Erdaxe 
entzieht, so dass die Atome ein wenig Zurückbleiben und hier 
durch eben einen Strom von Osten nach Westen bilden, so 
muss solch eine Anordnung docli jedes Mal längs eines gan- 
zen geographischen Meridians •— nur mit geringerer Intensität 
und darum unmerklicher nach den Polen hin — gelten, und 
die ganze Luft daher eine nach Westen gerichtete Bewegung 
erhalten. Ferner, wenn es wahr ist, dass die obersten Schich- 
ten der erwärmten Aequatorluft nach den beiden Polen abflies- 
s ® n » so muss nach den aus beiden Bewegungen resultirenden 
Kräften ein fremder Körper in der obersten Luft in der nörd- 
Halbkugel nothwendig eine nordwestliche und in der 
südlichen Halbkugel eine südwestliche Bahn zurücklegen. Um 
indessen die Ursachen dieser regelmässigen Luftbewegung recht 
vollständig einzusehen, dürfte es nüthig seyn, der Expansiv- 
kraft, mit welcher die Sonnenwärme auf der Tagesseite der
	        
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