8 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Am 17. bemerkte man natürliche Abschuppung. Am 20. ent
wickelte sich am untern Theile des Halses, nahe an der linken
Schulter, ein phlegmonöser Abscess. Man wendete erweichende
Cataplasinen an und liess das Inf. violar. fortnehmen. Bis
zum 28. trat nichts Neues ein. Man ölfnete den Abscess mit
telst Einstichs und entleerte vielen Eiter. Am 29. sah man das
Zellgewebe der rechten Wange bis gegen das Ohr hin entzün
det und es stand auch hier Eiterung zu befürchten. Am 30.
hatte Pat. starkes schleimigtes Abweichen. Man gab 15 gtt.
Land. liq. in einer schleimigten Lösung, Dcc. alb. Sydcnh.
sine cinnam. Am 1. Mai hatte das Abweichen aufgehnrt, die
Geschwulst der Wange schritt nicht fort, wohl aber juckte es
stark in derselben. Die Verordnung bestand in Mandelmilch
und Emuls. G. arab. mit 12 Gr. Lachic. Am 2. bemerkte
man etwas Neigung zuin Erbrechen und die Geschwulst hatte
zugenommen. Man wendete Cataplasinen und Mandelmilch an.
Am 4. nahm man Fluctuation im Abscesse wahr, man öffnete
daher denselben, wobei viel Eiter ausfloss. Tags darauf riefen
6 Drachmen Bittersalz in Fleischbrühe einige Stuhlgänge her
vor. Am 6. ging es besser, Pat. hatte gut geschlafen. Am
7. fand sich etwas schleimigtes, weissliches Abweichen. Die
Kranke nahm eine Emulsion mit Opium und auf jeden Arm
wurde ein Vesicator gesetzt. Am 8. ging es gut, Tags darauf
aber bemerkte man heftige Exacerbation, der Puls war schnell,
das Gesicht belebt, die Zunge w eisslich, die Respiration ober
flächlich, ohne Schmerz. Die Haut heiss, dünstend, der Urin
roth. Man verordnete ein Dcc. Alth. mit Syrttp. diac. Am
10. war die Respiration ausserordentlich beengt, der Puls
schnell, gleich, hart und in der linken Seite der Brust schmerzte
es. Die Vesicalore eiterten stark. Man liess 15 Unzen Blut
weg, gab Dcc. Alth. mit Tart. stib. und Sjr. diac. und legte
Vesicatore auf Rücken und Brust und Cataplasmen in die Seite.
Es folgten einige Stühle ohne Erbrechen und die Nacht war
etwas ruhiger. Am 11. war das Seitenstechen weniger ausge
dehnt und empfindlich, die Respiration sehr beengt, kurz, das
Gesicht bleich, der Puls schnell, klein, zusammengezogen,
gleichmässig, die Zunge bräunlich. Das Tags vorher gelassene
Blut hatte sich mit dicker, wenig consistenter, gelblich-weisser
Schichte überzogen. In den Mitteln wurde nichts geändert,
nur die Gabe des Tart. einet, etwas vermehrt. Es stellten sich
am Tage einige Stuhlaiisleerungen ein. Die Nacht darauf war
sehr stürmisch und Pat. liess sich nicht zugedeckt. Am 12. be
merkte man die grösste Beängstigung und anhaltende Bewe
gung der Arme. Die Augen waren weit geöffnet, unbeweg
lich, starr, der Puls fadenförmig, der Herzschlag kaum bemerk
bar, die Respiration sehr erschwert und Pat. konnte nicht schlu
cken. Die Vesicatore hatten sämmtlich gezogen. Später ver
schlimmerte sich alles, Abends trat Röcheln ein und gegen Mor