Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

124 IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
laufe sich ein entzündliches Lungenübel ansbildete, das aber 
durch Blutegel, Nitrum und Ccilomel bald gehoben wurde. 
Wach mehreren Tagen wurde V. wieder gerufen und fand nun 
Folgendes: die Brustbeschwerden hatten ganz aufgehört und 
vom Ausschlage sah man nichts mehr, doch auch nichts von 
Abschuppung, wohl aber etwas viel Schlimmeres. An der 
Oberlippe nämlich, zunächst dem linkeu Nasenflügel bemerkte 
man eine schwarze, brandige, Silberkreuzer grosse, harte Stelle, 
die, das ganze Gewebe der Lippe in sich lassend, von einem 
schmalen dunkelrotlien Bande umgeben war. In der Mundhöhle 
selbst sah mau mehrere Erbsen - bis Bohnen grosse Geschwüre, 
die theils am Zahnfleische der obern und untern Kinnlade, 
theils auf der Schleimhaut der Wangen und Lippen festsassen, 
schmutzig gelb aussahen und sehr vertieften Grund hatten. Es 
fand ticli Verstopfung, der Durst war stark, der Urin etwas 
geröthet, die Haut feucht, der Puls schuell, ziemlich klein und 
das Fieber überhaupt mehr asthenisch. V. gab ein kühlendes 
Abführungsmittel und liess die Geschwüre mit 31cl rosat. und 
Salzsäure bepinseln, auch den Mund von Zeit zu Zeit mit Dec. 
Cliin. c. udciil. muri ul. auspinseln. Die brandige Stelle der 
Oberlippe wurde jedoch täglich grösser und sichtbar geschah 
diess immer mit deutlicher abendlicher Fieberexacerbation; aber 
auch die Geschwüre der Mundhöhle vergrösserten sich, so dass 
die obern und untern Alveoli fast ganz vom Zahnfleische ent- 
blösst und die Zähne locker wurden und zum Theil auslielen. 
Die ganze Brandfläche roch durchdringend aashaft. Nach 8 Ta 
gen von der Zeit an, wo der Verf. die Silberkreuzergrosse, 
brandige Stelle gesehen, waren Lippen, Wangen, Kinn, Zahn 
fleisch und der kuorplichte Theil der Nase schwarz und bran 
dig zerstört, worauf das Kind endlich, das stets bei Bewusst 
sein war, doch wenig Schmerz verriet!), ganz zum Scelett ab 
gemagert, verschied. Der zu Käthe gezogene 0. A. Arzt Dr. 
Martini hatte noch Kreosot und Chlorwaschungen verordnet, 
doch Alles wrnr vergeblich. Bei der Section, 36 Stunden nach 
dem Tode, erschienen Lippen, Nase, Wangen, kurz die ganze 
untere Gesichtsfläche von den untern Augenhöhlenrändern an, 
schwarz und mumienartig vertrocknet und nur an der Spitze 
des Kinns sah man einen kleinen schmalen Streifen von gesun 
der Haut. Ober- und Unterkiefer waren vom Zahnfleische 
ganz entblosst, sie enthielten noch mehrere feststehende Zähne, 
die übrigen waren ausgefallen. Zunge, weicher Gaumen, Vc- 
lum palatinum und Uvula boten nichts Krankhaftes dar. Das 
Herz war gesund, der Herzbeutel enthielt wenig Serum. Die 
Lungen theilweise mit Pleura cosfalis verwachsen, die Sub 
stanz ohne Entzündungsspuren. Magen, Milz, Pancreas, Leber 
und oberer Theil des Darmkanals gesund, das lleum jedoch im 
Uebergange ins Cöcum dunkelgrün, etwas erweicht, die Schleim 
haut ohue geschwürige Stellen. Das ganze Colon aescendens
	        
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