IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 123
ken Blutverluste bei Placenta praevia, bei wiederholten par
tiellen Lostrennungen der Placenta, unzeitigen Geburten und den
häufigen Aderlässen zur Verhütung des Abortus vertragen, die
eigenthümliche Beschaffenheit des Bluts bei Schwängern, die
Häufigkeit der Varices besonders bei sehr fruchtbaren Weibern,
deren Entstehung durch «mechanische Momente nicht zu erklä
ren ist, sondern mit individuellem Uebermaass und eigner Be
schaffenheit des Bluts zusammenhängt und endlich der so oft
erprobte Nutzen der Aderlässe während der Schwangerschaft.
Ist dies der Fall, so erklärt sich wohl, warum jene Organe,
die während der Schwangerschaft am meisten thätig sind und
jene, die mit dem Uterus in nahem oder entferntem Consens
stehen, wie z. B. Magen und Mastdarm, nicht allein die Fol
gen einer Plethora vera, sondern auch einer Congestion erfah
ren. d’O. gebraucht, wie die Engländer oft anrathen, mit auf
fallenden Nutzen Blutegel, in die Gegend des Magens gesetzt,
bei allen Schwangeren, die beim Erbrechen brennendes schmerz
haftes Gefühl empfinden. Ist dabei der Puls etwas voll, zei
gen sich frühzeitig Varices, tritt das Erbrechen nicht vor, son
dern bald nach dem Essen ein und ist auch nur leise Andeu
tung einer Plethora abdominalis zugegen, so leisten Aderlässe
und Blutegel immer grosse Dienste. Die Diät muss dabei al
lerdings entsprechend seyn. Bauerweiber, Hebammen und be
sonders Landchirurgen wissen dies recht gut, denn sie erfahren
täglich, dass Aderlässe beim Erbrechen mehr leisten, als alle
andere Mittel. Man befragt geweblich nicht den Arzt, sondern
geht gerade zum Wundarzte, der gleich eine Ader öffnet. Roose
legt viel Gewicht auf diese Ursache, die, wie er meint, erst im 2.
Monate eintreten soll; d’O. aber glaubt, dass Blulcongestion
nach dem Magen auch im ersten Monate der Schwangerschaft
vorkomme. [Neue Zeitschrift f Geburisfc. Bd. IV. Hft. 2.]
51. Stotnacace gangraenosa; von Dr. Vogel in
Riedlingen. Die brandige Mundfäule der Rinder, Stomacace
gangraenosa, JSoma oris, Cancer aquuticus etc. kommt selten
vor und w enn Einige, die ihre grösste Thätigkeit Kinderkrank
heiten widmeten, in vieljähriger Praxis diese Stomacace nicht
beobachteten, so dürfte wohl der folgende Fall mit tödtlichem
Ausgange nicht ganz uninteressant seyn. So will Joerg das
Uebel nie gesehen haben; Henke erwähnt dasselbe gar nicht;
Wen dt führt an, dass zuweilen Osteosarcosis entstehe und
dass dann sphacelöse Entartung des Zahnfleisches die Lebens
gefahr schneller herbeiführe; van Swieten aber scheint das
Uebel in seiner ganzen Schaudererregenden Bösartigkeit beob
achtet zu haben. — Der vom Verf. beobachtete Fall ist nach
stehender : ein 7jähriges Mädchen von ausgesprochenem scrophu-
lösen Habitus litt stets an Verstopfung und wurde von V. wie
derholt an catarrhalisch entzündlichem Brustleiden behandelt.
Ini Decbr. 1835 bekam das Rind die Masern, in deren Ver