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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
gefässsystem übernommen. Da aber in den ersten 5 Monaten
die Masse des Producirten der Masse des Blutüberschusses nocli
nicht entspricht, so entstellt allgemeine Plethora. Die Blulan-
hänfimgen werden aber besonders stark iu den mit dein Uterus
im Weobselverhältnisse stehenden Organen seyn, eben weil
auch hier der erste Factor noch vermittelt, die Nervenkraft, da
her Veränderungen in den Brüsten, Anhäufungen von Blut in
den Magengefässen und Nausea. Anders steht es aber in der
2. Hälfte der Schwangerschaft. Hier handelt es sich nicht mehr
um Anlegung zarter Reime von Organen, sondern um Vergrös-
serung ihrer Masse, die Plethora nimmt ab durch die Grösse
des Rindes, oder wenn sie sich im Ganzen auch wenig oder
nicht vermindert, so findet sie doch ihrcu sichern, gewissen
Ablagerungspunct im Uterus und den Brüsten und die Plethora
des Magens vermindert sich und damit verschwindet die Nausea.
Auch hier muss man die Weisheit der Natur bewundern. Wo
Ueberschuss am Grundprincip des Lebens ist, weist der Magen
alles Ueberflüssige durch Ekel zurück, durch ein Gefühl, dem
Niemand widerstehen kann und nachdem das Bediirfniss nach
Zufuhre da ist, weil Mutter und Rind nicht nur im Entstehen
neuer Bildungsthätigkeit gefördert werden, sondern auch dev
Masse nach zunehmeu sollen, ruft die Natur statt Ekel Pica
hervor und fordert ungestümer, als je, was sie bedarf. 3)
Dass man übrigens auch den 3. Factor, der im nicht schwan-
geru Zustande der Hauptläctor der Nausea ist, auch in der
Schwangerschaft nicht ganz übersehen darf, ist natürlich. War
um sollte es hier allein nie eintreten können, dass wirkliche
Ueberladung des Magens mit Speisen Ursache des Ekels ist?
Abwesenheit der Periode und Alienation der Nervenstimmung
verleiten leicht dazu, dass manche Frauen sich weniger an
strenge Diät halten. Noch erinnert R. an die Fälle von Ilclcn-
iio mensium ohne Schwangerschaft und Coitus, wo also jene
Nervenaufregung nicht statt fand und doch nur wegen Plethora,
oder zugleich mit der Nausea eintritt. — Was nun die Be
merkungen d’O utrepon t’s ar.langt, so verdient Roose’s Mit
theilung der Klarheit und des Scharfsinnes wegen Beaehtung.
d’O. hat beobachtet, dass der vom Verf. bezeichnete 2. Factor
bei der Mehrzahl der Fälle als Ursache des Erbrechens, Würgens u.
Ekels vorherrscht, was mehr durch grössere Plasticität und ge
steigerte Blutbereitung, als Ausbleiben der Periode erklärt wird.
Daher kommt denn auch unter allen consensuellen Erscheinungen
der Schwangerschaft gerade diese Störung der Verrichtungen
des Magens am häufigsten vor. Vorzüglich ist dies in der er
sten Schwangerschaft der Fall. Schon Bo er machte auf diese
erhöhte Sangnification aufmerksam, als er behauptete, dass Ple
thora vera Begleiter und Folge jeder Schwangerschaft sei.
Dass dies wirklich der Fall sowohl im arteriellen, als venösen Sy
steme sei, beweist die leichte Weise, mit der Schwangere die star-