Full text: (Neueste Folge, Band 4 = 1837, No 1-No 8)

112 III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
Foramen supraorbitale verlief und von innen nach aussen etwas 
umgestülpt war, so dass das ganze Bruchstück nur an der aus- 
sern Tafel hing. Die gewaltsame Entfernung desselben schien 
nicht rathsam, um so weniger, als dem Extravasat freier Aus 
tritt gestattet war. Die Ausdehnung der Wunde und somit auch 
die Fläche des freiliegenden Hirns betrjig in der Läge reichlich 
3 Zoll, nämlich von der Crista frontalis dextra bis zum Tuber 
frontal, sin. und zwar Zoll breit. Einen Gegenbruch land man 
nicht auf und war ein solcher nicht wwahrscheinlich, weil die 
sehr geschwind wirkende Gewalt nur auf ein kleines Segment 
des Kopfs wirkte und dieses gleich mit fortnahm, so dass die 
Gewalt bei dieser Geschwindigkeit gar nicht Zeit hatte, tiefer 
zu wirken, obgleich die übrigen Zufälle, öfteres Erbrechen, 
leichtes, tiefes Athmen, niedere Temperatur der Haut, langsa 
mer, seltener, dabei aber grosser Puls, bedeutende Erschütte 
rung des Hirns nicht verkennen Hessen. Des grossen Blutver 
lustes ungeachtet stieg aber die Reaction des Gefässsystems nach 
IVlitternacht so, dass G. noch 10 Unzen Blut weglassen musste, 
worauf Pat. ruhiger wurde. Zum innerlichen Gebrauche erhielt 
derselbe eine Sol. nair. sulph. mit etwas Exir. hyosc. und 
ausserdem wurden kalte Umschläge auf den Kopf gemacht und 
ein Yesicator in den Nacken und Sinapismen auf die untern Ex 
tremitäten gelegt. Die noch immer viel blutige Flüssigkeit ent 
leerende Wunde verband G. nur mit lockerer Charpie, um das 
freiliegende Hirn vor der Luft zu bewahren. Um 6 Uhr früh 
war Pat. ruhig, ohne alle Zuckungen. Erbrochen hatte er sich 
nicht wieder. Die Hauttemperatur war weniger niedrig, fast 
normal, und der Puls weniger langsam und selten, so dass G. 
befriedigt den Kranken verliess. Um 12 Uhr sah er ihn wie 
der. Inzwischen hatte ein anderer Chirurg den lockern Ver- t 
band entfernt und mittelst in allen Richtungen sich kreuzender 
Heftpflasterstreifen die Wunde fest verschlossen und zusammen 
gezogen. Der Verf. kam eben noch zur rechten Zeit um zu 
verhindern, dass nicht auch noch durch bereits begonnene An 
legung einer Zirkelbinde der Druck aufs Hirn vermehrt wurde. 
Der andere Wundarzt wollte sich vom Nachtheile eines so fe 
sten Verbandes, der sehr bald den Kranken allen so sehr zu 
fürchtenden Zufällen vom Druck aufs Hirn preisgeben musste, 
nicht überzeugen lassen. G. machte daher die Umstehenden mit 
den gewiss unausbleiblichen Zufällen bekannt und den Wund 
arzt für die Folgen verantwortlich. Kaum war eine Stunde 
vergangen, so erschienen auch schon die Vorläufer der ange 
deuteten Zufälle und die Zuckungen wurden noch am Tage so 
heftig und steigerten sich in der Nacht so, dass Pat. von meh 
reren Personen gehalten werden musste. Früh um 6 Uhr sah 
ihn G. wieder und wurde nun dringend gebeten, den Kranken 
wieder zu übernehmen und den Verband zu entfernen, was 
auch gleich geschehen musste, da der Verband nicht nur ganz
	        
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