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III. Chirurgie und Ophthalmologie.
erinnerte sich jetzt, dass er, ehe er sie verschluckt, die Spitze
abgebissen habe: es ist also wohl von derselben nichts mehr
zurückgeblieben. Wo aber hat die Aehre, ohne dauernde Local-
aflectionen zu verrathen, gesessen ? B. glaubt, dass sie hinter dem
Kehlkopfe im obern Theile des Oesophagus stecken blieb, sich
dort anfangs eine Grube drückte, dann aber, sich allmahlig
einen Weg in den hintern, knorpelfreien Theil der Lullrühre
bahnte. Dort lag sie wahrscheinlich in einer Tasche und ver-
nnlasste bei stärkerem Husten sowohl den Eiterausw urf, als
den stinkenden Athmen. [C'aspw’s Wochenschr, f. d. gen.
HeilJc. 1836. Nr. 51.]
45. Verlust des rechten Stirnbeinhöokers und
eines Theils des betreffenden vorderen Lappens
des grossen Gehirns; vom Wundarzte und Geburtshelfer
Gtjenther zu Kayna. Ein mit der Peitsche in den Stall gejag
tes, sonst geduldiges Pferd schlug den ihm still sieb nahenden
Führer, einen 18jährigen Menschen, so vor die Stirn, dass
er besinnungslos niederstürzte und durch gewaltige Zuckungen
auf und nieder geworfen wurde. Ungefähr 4 Stunden nach
der Verletzung, gegen 10 Uhr Abends, fand G. den Verletzten
fürchterlich entstellt auf dem Sopha liegend und unter Stöhnen
und Röcheln sich auf demselben hin und her werfend. Zuckun
gen wie durch electrische Schläge durchfuhren ihn u. er bemühte sich
beständig nach dem Kopfe zu greifen, auch erbrach er eben zum
zw eiten Male eine grosse Menge breeiger Massen mit vielen Kirsch
kernen, worauf von Neuem gewaltige Zuckungen eintraten. Die
obere Kürperhälfte w ar mit Blut bedeckt und das Gesicht durch
Blutklumpen und Hirnsubstanz fürchterlich entstellt. Uebtr dem
rechten Auge hing eine heftig pulsirende, faustgrosse Geschwulst,
die aus zerquetschter Hirnsubstanz, häutigen Lappen der allge
meinen Bedeckung und der Hirnhäute und vielen kleinen und
2 grossem Knochenfragmenten bestanden. Beide waren zusam
men 1| Zoll breit und 2| Zoll lang. Das ganze Stück von
Gestalt eines verschobenen Vierecks liess sich leicht als Tuber
frontule erkennen. G. entfernte sogleich sämmtliche Fragmente,
von denen nur die beiden grossem noch an einigen dünnen
Filamenten des Pericraniunr hingen und nahm behutsam die sul-
zige Hirnmasse weg, die mit der auf Gesicht und Haaren zerstreu
ten fast 2 Esslöffel füllte. Die Wegnahme des noch vorliegenden
Hirns mit dem Messer verschob er bis zum Tage. Der ganze
Tuber frontale fehlte und die allgemeine Bedeckung war, wi»
mit dem Messer weggeschnitten. Nach oben und hinten, von
der Crista front alt $ nach links sah man auch ein grosses, fester
anhängendes, nach aussen umgebogenes, von der Kopfbede-
c UI )S uoc h bekleidetes Fragment, welches das ganze Planum
semicirculare in sich begriff und vom Angulus sphenoidalis os-
sis oregmatis in der Breite eines halben Zolls fast bis zum lin
ken / über frontale und von hier schief nach rechts bis zum