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I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
3. Tag bemerkte man farblose Spannung der ganzen Kopf
schwarte, die sich in einer kreisförmigen, durch Glabella lind
Protuber occip. durchschnittenen Linie scharf begräuzte und
einer ödematösen Geschwulst sehr ähnlich sah. Die Nacht zum
4. Tage war sehr unruhig, die Geschwulst hatte eine Rosen-
röthe angenommen, die Umgrenzung war deutlicher und die
Spannung praller. Die Nacht zum 5. Tage schlief das Kind
ruhiger, die Rothe hatte sich bis an den obern Rand der Au
genhöhlen und den Ansatz der Nasenknorpel an den Knochen
herabgezogen und war an diesen Stellen scharf abgeschnitten.
Das Kind hatte viel Durst und etwas Husten. Am 6. Tage
wurden Augenlider und Wangen ergriffen und auf letzteren er
hoben sich Blasen. Am 7. Tage nahm die Geschwulst und
Rothe des Kopfs ab, am 8. schälten sich die Wangen und am
9. befand sich das Kind wohl, blieb es auch, obgleich das
Erysipel noch über Nacken, Bauch, Schenkel und Waden fort-
scltlich. Den 22. Tag w ar die Krankheit beendigt. Man hatte
in diesem Falle nur die Diät geordnet und indifferente Säftchen
gegeben. — Die Kranken in vorstehenden Krankengeschichten
sind sämmllich durch vernünftige Pflege zur frühem Gesundheit
zurückgekehrt. So bedeutend auch die verschiedenen Symptome
in ihrer Folge und Verbindung waren, so gingen sie doch bei
einfachem Verfahren gefahrlos vorüber. Wie die Haiitaffectio-
nen, so durchliefen auch die übrigen Symptome und die ihnen
zu Grunde liegende Verstimmung der organischen Materie ihre
Perioden des Beginnens, der Ausbildung und der Abnahme.
Es beweisen daher diese Krankengeschichten, dass die Febris
erysipelalosa in ihrer natürlichen Richtung durchaus nichts Tödt-
liches enthält und dass der von dieser Krankheit ergriffene Kör
per sich selbst helfen kann. Hiervon haben den Verf. die Be
obachtungen hei den verschiedenartigsten Individuen und unter
den bedenklichsten Erscheinungen vollkommen überzeugt. Und
doch nüthigte ihn im ersten Falle die Grösse und das Schreck
liche der Erscheinungen auf Hülfe zu denken. Eine Blutent-
ziehung schien angezeigt. Da Z. jedoch den Nachtheil kannte,
den starke Eingriffe in diesem Uebel herbeiführen können, so
wandte er diese Hülfe nur versuchsweise an, d. h. er bestimmte
deren Kraft auf den Grad, dass wohl dadurch erleichtert, aber
nicht geschadet werden konnte. Die örtliche Blutentziehung
änderte nun das Uebel nicht bemerkbar. Die Zufälle gingen
den nächsten Tag in gleicher Art fort und nahmen selbst einen.
Character an, dass man der Kunst hätte verwerfen können,
sie habe etwas versäumt. Den 3. Tag hätte man leicht eine
Apoplexie oder seröse Ergiessung im Hirne diagnosticireu kön
nen. Doch genas Pat. schnell und siciier. Berücksichtigt mail
daher, dass die örtliche Blutentziehung auch in gar keinem
Verhältnisse stand mit der Bedeutung der Zufälle, gegen die
sie gerichtet war, dass sie auch gar keinen Eindruck auf das