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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
Wände derselben waren einander genähert, man fühlte zwi
schen Scheide und Rectum einen harten den Fundus uleri nach
unten und hinten ziehenden Körper und das Orificium stand
nach oben und vorn, i Zugleich waren fortwährender Drang
Harn zu lassen, Erbrechen weisser, schaumiger Flüssigkeiten,
Krämpfe in den Beineu, im Liegen heftige Dyspnoe und Schlaf
losigkeit zugegen. Diese Symptome nun steigerten sich mehr
und mehr und die Erschöpfung wurde immer grösser. Am
15. Juli machte man, da Ascites zugegen zu seyn schien, die
Paracentese und entleerte dadurch gegen 6 Nösel einer dicken,
chocoladenfarbenen, unangenehm riechenden Flüssigkeit. Die
Oeffnung heilte aber nicht und es ging täglich Flüssigkeit durch
sie ab, die stets übler riechend wurde. 14 Tage später traten
Haarbüschel und faulende Membranen durch die Dehnung. Die
Natur des Fall unterlag nun keinen Zweifel: den Kopf des
Fötus fühlte man im linken Hypochondrium. Da es aber un
gewiss war, ob er noch consistent genug sei, um rasche Ex
traction möglich zu machen und wiederholte Einführung der
Hand in den Unterleib, bei entzündlichem Zustande seiner Or
gane, unbedingt verderblich schien, so machte man am 21.
Sept. nur einen Einschnitt von 2 Z. durch die Bauchwandun
gen, um der Natur die Auflösung des Fötus zu überlassen.
Durch diesen überzeugte man sich indess, dass der Fötus noch
sehr consistent sei und vor den Gedärmen liege. Der Einschnitt
wurde deshalb bis zu 5 Z. erweitert. Das Kind lag in der
Queere und musste slückweisse entfernt w erden; der Kopf er
forderte , wegen seiner Ausdehnung durch Gasarten, die Pun-
ction; der Nabelstrang wurde durchschnitten, da man beim
leichten Anziehen fühlte, dass die Placenta noch adhärirte. Die
Operation w urde in ungefähr 5 Minuten so glücklich, als mög
lich, beendigt. Der Blutverlust war unbedeutend und vor und
nach der Extraction flössen braune, stinkende Fluida ab. Die
Wundränder wurden einander durch Heftpflasterstreifen genä
hert, der untere Wund Winkel aber blieb offen und es hing
aus ihm die zurückgelassene Hälfte des Nabelstrangs hervor.
Der Fötus war 14 Monate alt, ganz ausgetragen und fast über
all vom Oberhäutchen bedeckt. Die Frau befand sich in den
nächsten Tagen nach der Operation recht gut. Sie schlief gut,
entleerte regelmässig Stuhl und Urin und hatte Appetit. Aus
der Wunde gingen erst Membranen ab, dann aber zeigte sich
die Placenta. Man zog sie mittelst einer Zange leicht hervor:
sie war kleiner, als gewöhnlich und ganz macerirt. Nachdem
sie entfernt worden war floss von Neuem eine grössere Menge
stinkender Flüssigkeit aus und der tägliche Abgang aus der
Wunde betrug zwischen 4 bis 8 Unzen. Im Octbr. trat eine
Verschlimmerung ein, die Frau bekam gastrische Bescliw erden,
Fieber und grosse Schmerzhaftigkeit in der rechten Seite; die
abgehende Flüssigkeit war gelb, wie mit Galle vermischt.