Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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II. Matena medica und Toxikologie. 
wirkliches Erbrechen, besonders Avenn das Kind aufgerichtet 
wurde, wobei das Entleerte mehr Getränk, als Speise war. 
Endlich folgten auf hartnäckige Verstopfung grasgrüne Sedes 
und Zähnknirschen, die Temperatur der Stirn und Nackenge 
gend war erhöhet, während die Extremitäten sich kalt anfühlten, der 
Knabe wurde gegen Licht und Geräusch sehr empfänglich, die 
Respiration war erschwert und Remission und Exacerbation des 
Fiebers nicht zu verkennen. Th. liess während dieses Sta 
diums für kühlendes Regim und namentlich grosse Ruhe, kühle 
Atmosphäre, Abhaltung von starkem Licht, verdunkeltes Kran 
kenzimmer, hohe Kopflage aus Rosshaar und Vermeidung al 
ler erhitzenden Speisen und Getränke und psychischer Eindrü 
cke sorgen. Hinter die Ohren und an die innern Augenwinkel 
wurden Blutegel gesetzt, auf den abgeschorenen Kopf kalte 
Umschläge bei erhabener Lage desselben gemacht und innerlich, 
um Ableitung der Säftemasse und Nerventhätigkeit vom Hirn zu 
bewirken, Kalom. in kleinen oft wiederholten Gaben mit Magn. 
carb. und Nitrum und später mit Jalappe gegeben, iiberdiess 
Senfteige auf die Füsse und eröffnende Klystiere aus Essig 
mit Mucilaginosis angewendet, die Blutegel wiederholt und als 
die Eutziindungszufälle gelinder wurden, um die Exsudation zu 
verhüten, ein Vesicator in dem Nacken unterhalten und dem 
Kalomel Digitalis zugesetzt. Dessen ungeachtet ging das erste 
Stadium ins zweite, in das der Exsudation über. Auch in die 
sem waren Anfangs noch Exacerbationen und Remissionen des 
Fiebers zugegen und man musste bei ersteren, die jedoch nur 
kurz waren, so lange die Säfte nach dem Hirn turgescirten, 
mit den Antiphlogisticis fbrtfahren, in der Remission dagegen 
substiluirte man der antiphlogistischen Methode diuretische, 
krampfstillende , diaphoretische und wendete daher Flor. 
Zinc. Crem. tart. borax. Spir. nitr. fumam Tiiict. canlh. 
und Colocynthidis, Inf. Digit, purp, und später Senega an, 
doch Alles vergebens: der Knabe wurde ganz ruhig, blieb auf 
einer Stelle liegen, gab kaum noch ein Lebenszeichen von sich, 
die Augen blieben ganz starr und halb geschlossen und wur 
den nur selten krampfhaft verdreht, der Unterleib W’ar ver 
stopft, die Haut ganz trocken, der Puls langsam, aussetzend, 
schwach, der Kopf wurde in das Kopfkissen eingebohrt, der 
Urin ging unwillkührlich ab und der Tod schien gewiss. Die 
ser Zustand hielt 8 volle Tage an und dann erst fügten sich 
die Eltern dem Verf. und liessen die kalten Begiessungen, ge 
gen die sie grosse Abneigung hatten, anwenden. Dieselben 
Wurden, während man Nacken und Schultern durch Wachstuch 
geschützt hatte, von bedeutender Höhe auf Stirn und Scheitel 
in dünnem Strahle angebracht, jedes Mal eine halbe Stunde 
fortgesetzt und alle 2 Stunden wiederholt. Schon bei der zwei 
ten Begiessung verzog der Knabe das Gesicht und schrie ängst 
lich auf und nachdem man dieselben wenigstens 10 Mal ge-
	        
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