Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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II. Materia medica und Toxikologie. 
Hand- und Kniegelenke, letztere auch bei leiser Berührung seht 
schmerzhaft und, die Bewegung des Körpers Mar fast unmög 
lich vor Schmerz, so dass Pat. immer nur grade ausgestreckt, 
auf dem Rücken liegen konnte, die Menstruation aber regel 
mässig. Ehe das Mädchen sich an M. wendete, waren schon 
mehre starke Aderlässe gemacht worden. Der -Verf. verordnete 
Kreos. gtt. vj. in Etnuls. amygd. sjvj. Die Ordination schallte 
w enig Nutzen. 8 Tropfen in demselben Vehikel befreiten Hand- 
und Schulterddenke von Schmerz Und machten sie leichter 
beweglich. 'Aber in den Kniegelenken blieben Anschwellung 
und Schmerz so lebhaft, dass an Schlaf nicht viel zu denken 
war. M. nahm nun zu derselben Menge Vehikels 10 gtt. Kreo 
sot, gab Abends ein Dover’sches Pulver, liess Vesicatorstrei- 
fen rund um die Gelenkköpfe der Tibia und Fibula legen und 
in die Kniegelenke graue Salbe einreiben. Die Nacht wat 
darauf ruhig, doch war das Leiden im Kniegelenke noch immer 
sehr heftig. Später erhielt Pat. das Kreosot in Pillen nach 
Reich’s Vorschrift und zwischen durch, zuweilen auch eia 
Do v er’sches Pulver. Die Kranke erholte sich wirklich jetzt so 
weit, dass sie täglich gut eingepackt gegen eine Stunde auf einem 
Lehnstuhle sitzen konnte. Nach einigen Tagen aber kehrte das 
Uebel zurück, wahrscheinlich durch neue Erkältung, wie früher, 
Unter heftigem Schmerze schwollen die Kniegelenke wieder auf und 
die Kranke konnte nur sehr wenig schlafen. Als die Angehö 
rigen dem Vevf. dies meldeten, sagten sie zugleich, dass man 
nun sehen wolle, was die Natur ohne die Kunst vermöge. 
Nach längerer Zeit starb das Mädchen durch gänzliche Vernach 
lässigung an hectischem Fieber, nachdem vorher noch starker 
Decubitus am Kreuze sich gebildet hatte. Wollte M. weitläuf 
ig werden, so könnte er noch mehrere Fälle anführen, in wel 
chen er bei fieberhaftem Rheumatismus das Kreosot mit Nutzen 
(gab. Viel grossem Nutzen als im fieberhaften vagen Rheuma 
tismus sah er aber von diesem Mittel da, wo sich der Rheu 
matismus nur in einem einzelnen Theile fixirt hatte und keine 
stürmische Aufregung im Gefässsysteme zugegen war. Dies 
w ird sich aus Folgendem ergeben: 3) den 13. April 1835 w urde 
M. zu einem 38jährigen Landmanne geholt. Er litt an Ischias 
des rechten Beins, durch plötzliche Erkältung des erhitzt gew esenen 
Körpers bedingt. Das Uebel war so heftig, dass der sonst kräftige, 
starke Mann vor Schmerz oft laut aufschrie, das leidende Bein 
fast gar nicht bew’egem konnte, und schon bei dem Versuche 
dazu, die lebhaftesten Schmerzen bekam. Besonders qualvoll 
waren die Nächte. Der Verf. liess Streifen von Empl. vesic. 
ord. unmittelbar unter dem Knie des ergriffenen Beins um das 
ganze Glied legen und täglich erneuern, so dass immer ein Pfla 
sterstreifen neben dem andern zu liegen kam. Dabei wurde 
das kranke Bein in Flanell eingewickelt und zum innerliche» 
Gebrauche 6 Unzen Mandelmilch mit 6 Tropfen Kreosot ver-
	        
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