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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
allein der kleine, kaum eine Hohlsonde zulassende Kanal der
nicht ein Mal in gerader, sondern gewundener Richtung durch
die Scheidewand ging, konnte den Saamen aufgenommen haben,
Wer sollte da nicht an eine Aura seminalis denken? [Neue
Zeitschr. f. Geburtsk. v. Busch, cTOutrepont u. Bit gen. Bei.
IV. Hft. 1]
244. Verwachsung der Mutterscheide bei einer
Frau, die zwei Mal auf dem natürlichen Wege und
leicht geboren; vom Berg- und Salinen-Medicus Dr. Hem
mer zu Schmalkalden. Im October 1833 ersuchte Wundarzt
Nolte den Verf. eine Frau zu sehen, deren Gesundheit auf
räthselhafte Weise gestört sei. H. fand eine lange, ganz hagere,
bis zum Scelet abgezehrte Frau auf dem Bette liegen, die, um
sich aufzurichten, der Hülfe des Mannes bedurfte. Das Ge
sicht war ganz blass, das Auge hohl, matt und der ganze
Blick deutete auf ein tiefes, inneres Leiden. Pat. hatte schlei
chendes Fieber, bald hartnäckige Verstopfung, bald Durchfall,
Nachts ermattende Schweisse und völlige Appetitlosigkeit. Hef
tiges Drängen und wehenartige Schmerzen, die periodisch ein
getreten waren, hatten sie in dem Wahn bestärkt, dass das
Ende der Schwangerschaft und somit der vielfachen .Beschwer
den nahe sei. Sie hatte deshalb wiederholt die Hülfe einer
Hebamme in Anspruch genommen. Der Leib hatte der äussern
Untersuchung zu Folge ganz den Umfang, den er bei einer
Hoclischwangern zeigt, doch fühlte er sich weicher am und war
in der Gegend beider Weichen leer und von zugespi tzter Form.
Diese Form schien jedoch nach verschieden angenommener Lage
verschieden zu seyn. Kindestheile w aren nicht zu fühlen. Der
Nabel war nicht hervor getreten, obgleich die Geschwulst des
Leibes bis zur Herzgrube stieg. Gerade hier an der äusser-
sten Grenze der Geschwulst nahm man Fluctuation wahr, die,
was auffallen musste, an keiner andern Stelle des Leibes, so
genau man auch untersuchte, aufgefunden wurde. Bei der
Innern Untersuchung wies sich der Eingang in den Schenkel
kanal, so wie dieser selbst, so eng und kurz aus, daiss sich kaum
2 Finger einführen liessen. Hier stiess man auf einen wenig
nachgiebigen Körper, der gleich der Herzsubstanz anzufühlen
war und an dem man weder einen Ein- noch xiusgang endeckte.
Die Form der Verwachsung liess sich am Besten mit einer
Mütze vergleichen, deren Eingang enger, als der Deckel der
selben war. So wenig man bei einer solchen, wemn man den
Innern Rand des Deckels umgeht, eine Oelfnung iinc'et, so we
nig war auch hier ein Ausgang zu ermitteln. Die Nachgiebig
keit der vorliegenden Theile gegen Druck war sehr gering.
Wie man auch über diesen Zustand dachte, so war es vor Al
lem nöthig, die widernatürliche Verwachsung zu trennen, um
zu wissen, wie es mit dem Uterus stehe. Diese Operation
machte Wundarzt Nolte am 27. Oct. Die Richtung des Schnitts
gmg quer von einem Seitenwandbein zum andern und der Rieh-