Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
liehe OefFnung und schon am nächsten Morgen konnte Pat., wie 
wohl unvollkommen, auf Fragen antworten. Am 3. Tage war 
das Bewusstsein völlig zurückgekehrt und ausser einer von 
massigen Kopfschmerzen begleiteten fieberhaften Reaction am 
2. Tage, gegen die man Blutegel und das erwähnte, anti 
phlogistisch -ableiteade Verfahren anwendete, störte nichts die 
Genesung und im März 1835 konnte der Operirte aus der Be 
handlung entlassen werden. V. Ein 43jähriger Festungsarbei 
ter wurde am 5. September 1827 durch auf ihn herabstürzende 
Erd - und Steinmassen vielfach und schwer verletzt, nach dem 
Lazareth gebracht, wo eine bedeutende Quetschwunde am lin 
ken Os bregmatis mit sternförmiger Fissur und gleichzeitiger 
Depression dieses Knochens zuerst in die Augen fiel. Nächst- 
dem fand sich eine heftige Contusion der Brust vor, die Ober 
lippe war wie durch einen Spalt gespalten und unter dem lin 
ken Knie sah man eine 3 Z. lange, bis auf den Knochen ge 
hende, gerissene Wunde. Der Verf., vom Stabsarzt I)r. Körte 
zur Consultation eingeladen, fand den Kranken völlig soporös, 
mit vollem, hartem, ganz langsamem Pulse, öfters schaumiges 
Blut auswerfend. Um die wichtige Verletzung am Kopfe mög 
lichst zu beseitigen, entschloss man sich, sogleich zu trepani- 
ren und daneben ein höchst antiphlogistisches, auch durch den Zu 
stand der Brust bedingtes Verfahren einzuschlagen. Man machte 
desshalb sogleich einen kräftigen Aderlass von IV Pfunde und 
besorgte, während man die Trepanation vorbereitete, den Ver 
band der Lippenwunde durch die blutige Naht und den der 
Kniewunde mit Heftpflastern. Die Trepanation währte wegen 
ungleicher Dicke des Schädelstücks und der Depression sehr 
lange. Nach Herausnahme des ausgesägten Knochens trat etwa 
1 Unze flüssiges Extravasat hervor und es wurde ein, vom Trepan 
nicht erreichter Theil der Depression mit dem Hebel erhoben. Ge 
gen Ende der Operation wurde Pat. inunter, verfiel jedoch bald wie 
der in den stillen, besinnungslosen Zustand. Am G. September 
stellte sich, bei,unvollkommenem Bewusstsein, allgemeine, fie 
berhafte Reaction ein , die Blutegel an den Kopf, Kalom. und 
Glaubersalz forderte, worauf Pat. ruhiger wurde und besonders 
der Athem mehr Tiefe erlangte. Am 8. September war das 
Bewusstsein zurückgekehrt, doch musste man wegen neuer 
Oppression der Brust noch einen Aderlass machen, der auch 
Erleichterung brachte. Die spätere Behandlung bot nichts Be 
sonderes dar, ausse» dass sich auf dem rechten Auge Cataracta 
ausbildete. 1828 wurde Pat. völlig gesund und arbeitsfähig 
entlassen. — VI. Am 13. Februar 1831 wurde ein Infanterist 
mit einer Wagenrunge heftig auf den Kopf geschlagen , stürzte 
nieder, ermannte sich aber und ging gleich darauf allein nach 
seiner 4- Stunde von Coblenz liegenden Casematte. Hier ver 
richtete er seine gewohnten Beschäftigungen, schlief die Nacht 
ruhig und wollte eben zum Exerciren gehen, als der die; Stube 
besuchende Chirur"r, durch eine Beule auf der Stirn aufraerk- 
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