492
III. Chirurgie und Ophthalmologie.
sich darüber in seinem Nachlasse nichts und so konnte denn
der Verfsser keine Ansprüche an dieses Vermächtniss machen.
Durch Dr. Friedländer aber, der den Verstorbenen gekannt
hatte, und bei der Section zugegen gewesen war; ist ihm Nach
stehendes mitgetheilt worden: Pat. wurde in den 5 letzten Jah
ren, in denen sich Friedländer in seiner Nähe befand, zu
weilen von drückenden Schmerzen über dem linken Auge be
fallen , die jedesmal nur kurze Zeit anhielten und ohne stören
den Einfluss auf das Allgemeinbefinden waren. Ungefähr 6
Monate vor seinem Tode bekam er plötzlich einen epileptischen
Anfall mit heftigen Congestionen nach dem Kopfe und starkem
Fieber. Unangenehme Gemüthsaufregungen, denen er durch
reizende, berauschende Mittel begegnen wollte, können gewiss
als äussere veranlassende Ursachen angesehen werden. Die
Heftigkeit dieser Zufälle und die Häufigkeit ihrer Wiederkehr
konnten gemindert werden, aber das Fieber und der damit
verbundene Blutandrang nach dem Kopfe iiesseu sich nicht be
zwingen und so starb denn Pat. nach (»monatlicher Dauer dieser
Zufälle. Bei der Section fand man den Körper sehr abgema
gert. Das linke Auge ragte schon vor dem Tode etwas aus
den Augenhöhlen hervor, ohne dass das Sehvermögen auffal
lend gestört worden war. Am untern mildern Theile des
Stirnbeins zwischen dem Augenbraunenbogen war die äussere
Tafel der Glabella ganz zerstört und man sah daselbst äusser-
licli eine bedeutende Vertiefung von der Länge eines Zolls und
der Breite von 4 Linien. Die darüber fest zusammenhängende
Haut zeigte sich vernarbt lind erregte damit die Vermuthung,
dass früher ihr Zusammenhang unterbrochen gewesen sey. Die
Sintis frontales erschienen zum Theil zerstört und die innere
Knochenlamelle mit dem Proc. frontalis fehlte ganz; der da
selbst nach vorn anliegende Theil der Dura Mater war bedeu
tend verdickt und die Verdickung ging bis dahin, wo diese
Haut seitwärts den innern obern convexen Theil der Pars orbi
tales bedeckt. Zwischen Dura 31a/er niuT dem Gehirn vorn,
zwischen dem Dolus cerebri, fand sich eine knorpelartige Blasse
so gross wie eine Bohne, die man vom Gehirn nicht entferne«
konnte, auf der Mitte der innern erhabenen gegen das Hirn ge
richteten Fläche der Pars orbitalis aber war ein bläulicht schim
mernder Körper zu sehen: ein kleines Segment einer daselbst
festsitzenden Flintenkugel. Diese war im Knochen so tief ver
senkt uud mit demselben gleichsam so verwachsen, dass man
sie nur mittelst eines Stemmeisens aus der Pars orbitalis ent
fernen konnte und auch dann noch liess sie sich nicht völlig
von den anliegenden Knochentheilen befreien. Es war eine
grosse Musketenkugel, die so frisch giänzte, als wäre sie erst
vor Kurzem gegossen worden. Dor sie umfassende Knochen
war sehr verdickt, so dass die Kugel nur mit einem kleinen
Segmente sowohl oberhalb gegen das Hirn, als unterhalb in