Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
sich darüber in seinem Nachlasse nichts und so konnte denn 
der Verfsser keine Ansprüche an dieses Vermächtniss machen. 
Durch Dr. Friedländer aber, der den Verstorbenen gekannt 
hatte, und bei der Section zugegen gewesen war; ist ihm Nach 
stehendes mitgetheilt worden: Pat. wurde in den 5 letzten Jah 
ren, in denen sich Friedländer in seiner Nähe befand, zu 
weilen von drückenden Schmerzen über dem linken Auge be 
fallen , die jedesmal nur kurze Zeit anhielten und ohne stören 
den Einfluss auf das Allgemeinbefinden waren. Ungefähr 6 
Monate vor seinem Tode bekam er plötzlich einen epileptischen 
Anfall mit heftigen Congestionen nach dem Kopfe und starkem 
Fieber. Unangenehme Gemüthsaufregungen, denen er durch 
reizende, berauschende Mittel begegnen wollte, können gewiss 
als äussere veranlassende Ursachen angesehen werden. Die 
Heftigkeit dieser Zufälle und die Häufigkeit ihrer Wiederkehr 
konnten gemindert werden, aber das Fieber und der damit 
verbundene Blutandrang nach dem Kopfe iiesseu sich nicht be 
zwingen und so starb denn Pat. nach (»monatlicher Dauer dieser 
Zufälle. Bei der Section fand man den Körper sehr abgema 
gert. Das linke Auge ragte schon vor dem Tode etwas aus 
den Augenhöhlen hervor, ohne dass das Sehvermögen auffal 
lend gestört worden war. Am untern mildern Theile des 
Stirnbeins zwischen dem Augenbraunenbogen war die äussere 
Tafel der Glabella ganz zerstört und man sah daselbst äusser- 
licli eine bedeutende Vertiefung von der Länge eines Zolls und 
der Breite von 4 Linien. Die darüber fest zusammenhängende 
Haut zeigte sich vernarbt lind erregte damit die Vermuthung, 
dass früher ihr Zusammenhang unterbrochen gewesen sey. Die 
Sintis frontales erschienen zum Theil zerstört und die innere 
Knochenlamelle mit dem Proc. frontalis fehlte ganz; der da 
selbst nach vorn anliegende Theil der Dura Mater war bedeu 
tend verdickt und die Verdickung ging bis dahin, wo diese 
Haut seitwärts den innern obern convexen Theil der Pars orbi 
tales bedeckt. Zwischen Dura 31a/er niuT dem Gehirn vorn, 
zwischen dem Dolus cerebri, fand sich eine knorpelartige Blasse 
so gross wie eine Bohne, die man vom Gehirn nicht entferne« 
konnte, auf der Mitte der innern erhabenen gegen das Hirn ge 
richteten Fläche der Pars orbitalis aber war ein bläulicht schim 
mernder Körper zu sehen: ein kleines Segment einer daselbst 
festsitzenden Flintenkugel. Diese war im Knochen so tief ver 
senkt uud mit demselben gleichsam so verwachsen, dass man 
sie nur mittelst eines Stemmeisens aus der Pars orbitalis ent 
fernen konnte und auch dann noch liess sie sich nicht völlig 
von den anliegenden Knochentheilen befreien. Es war eine 
grosse Musketenkugel, die so frisch giänzte, als wäre sie erst 
vor Kurzem gegossen worden. Dor sie umfassende Knochen 
war sehr verdickt, so dass die Kugel nur mit einem kleinen 
Segmente sowohl oberhalb gegen das Hirn, als unterhalb in
	        
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