Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

III. Chirurgie und 'Ophthalmologie. 491 
Eine Strecke vom Sclilachtfelde bemerkte sein nächster Be 
gleiter noch Leben in ihm. Man sorgte daher für einen Wa 
gen und brachte ihn nach Prag in ein Privathaus, wo er sehr 
sorgfältig verpflegt wurde. Die Kugel war, wie sich bei nä 
herer Untersuchung ergab, gleich über dem Processus nasalis 
ossis frontis zwischen beiden Augenbraunenbogen ins Stirnbein 
gedrungen uud hatte dasselbe durchbohrt. Obgleich das arterielle 
System sehr aufgeregt war, so war doch das Bewusstsein sehr 
Ungetrübt und es kamen weder Zufälle des Drucks durch ex- 
travasirtes Blut, noch Zufälle des Reizes durch Knochensplitter 
zum Vorschein. Ausser Schwindel, Schmerz und heftigem Fie 
ber hatte der Verletzte keine Beschwerde. Die Aerzte riethen 
zur, Trepanation, theils um die Knochensplitter zu entfernen, 
theils, wenn es möglich wäre, um die Kugel herausznziehen, 
doch der Verletzte war entschieden dagegen, so drängend man 
auch die Sache machte. Da die Zufälle zu gering waren und 
nichts auf bedeutende Verletzung dep Hirns und seiner Nerven 
schliessen lies, so konnte gefolgert werden, dass die Kugel 
vielleicht abgesprungen sey und sich nicht im Schädel linde. 
Die Eiterung war sehr gering, es sonderten sich kleine Kno 
chensplitter ab und die Wunde w’urde kleiner. Unter diesen 
Umständen kam der Verletzte 1814 nach Breslau, um sich da 
selbst heilen zu lassen und theilte dem Verf. Vorstehendes 
mit. Bei der Untersuchung konnte H. noch immer mit der 
Sonde in die Schädelhöhle gelangen, woraus er schliessen 
musste, dass die Kugel;sich noch in der Schädelhöhle befinde, 
und da bedeutende Zufälle nicht erfolgt waren, zu vermuthen 
stand, dass die Kugel in gerader Richtung bis in den Proc. 
falcij'ormis eingedrungen sey, ohne einen Hirntheil, oder den 
Sinns falciformis zu verletzen. Ungeachtet bis 1815 gänzliche 
Vernarbung am Stirnbeine nicht erlangt werden konnte, machte 
er doch den Feldzug mit und hatte sich, bis auf periodischen 
Schwindel und drückendes Gefühl des linken Auges, während 
desselben ganz wohl befunden. Als er zurückehrte, fand II. 
Zwar die verletzte Stelle am Stirnbein vernarbt, doch gewahrte 
er eine starke Vertiefung in demselben. Im ersten Jahre nach 
der Campagne verheirathete sich Pat., und als er bald Witt- 
vver geworden, schloss er die zw'eite Ehe, in der er weniger 
glücklich, als in der ersten, lebte. Während dieses Zeitraums 
klagte er über Mangel an Geruch und steten Druck des linken Au 
ges. Die linke Seite des Stirnbeins war etwas aufgetrieben, 
das Auge etwas hervorgedrängt, und die äussern Bedeckungen 
etw as geschwollen, das Sehvermögen aber ungetrübt. Da Pat. 
vermuthete, die Kugel sei abgesprungen, indem sie das Stirn 
bein zerschlagen, so war er stets in Widerspruch mit H., der 
behauptete, w’o man ein Loch wahrnehme, sei auch die Ku 
gel eingedrungen. Diess gab Veranlassung, dass er ihm sei- 
nen Kopf vermachte, falls er eher sterben sollte. Doch fand
	        
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