III. Chirurgie und Ophthalmologie.
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III. Chirurgie und Ophthalmologie.
233. Kopfverletzung mit Bruch des Schädel
knochens, Zerreissung der harten Hirnhaut und Ver
lust von zwei Loth Gehirnsubstanz; von Dr. Paul zu
Mylau. Ein 32jähriges Dienstmädchen von sanguinischem Tem
peramente und ziemlich guter Constitution stürzte am 29. Apr.
1834 Abends von einem 2 Stock hohen Gebäude. P. fand das
Mädchen ohne Bewusstsein, es athmete tief röchelnd, schnar
chend und hatte sich mehrmals erbrochen, der Mund war
krampfhaft verschlossen, der Puls voll, hart, beide Augen ge
schlossen, das rechte 1" aus seiner Höhle getreten und die Pu
pillen beim Oeffnen der Augen sehr erweitert und gegen das
Licht unempfindlich. An der linken Stirnseite, gerade oberhalb
der Fissura orbitalis super, fand sich ein rundes, groschengros
ses Loch, aus dem reichlich 3 Quentchen Hirn ausgeflossen
Waren. Ausserdem war das linke Schlüsselbein gebrochen und
es fanden sich mehrere Splitter daselbst. Um möglichst genau
untersuchen zu können, erweiterte P. die Wunde gegen 3"
lang und sah dann einen Bruch der äussern und innere. Schädel
tafel , der von der angegebenen Oeffnung nach oben und hirp»
ten zu oberhalb der Schuppennaht weglaufend, bis zur Sulurct
coronalis ging. Sobald die Wunde erweitert worden war, ga
ben sich die Knochenränder ^ " weit aus einander und es floss
viel Blut aus, worauf das rechte Auge wieder mehr in seine
Höhle zurücktrat. P. liess die Blutung nach Möglichkeit un
terhalten und verordnete Schmucker’sche Umschläge und ge
gen das Erbrechen Opiumtinktur zum Einreiben auf die Magen
gegend, worauf sich dasselbe verlor. Innere Mittel konnte
man dem Mädchen nicht beibringen. Am 30. Apr. Morgens 9
Uhr öffnete es die Augen und zeigte Bewusstsein. Nachmittags
sah sie der Verfasser mit einem Collegen, auf dessen Piath er
die Wunde noch mehr erweiterte und dann das eingedrückte
ivnoehenstück heraushob und beide Knochenränder mittelst eines
Fischbeinstäbchens von einander hielt, um den Ausfluss des
Bluts zu begünstigen und einer Trepanation vorzubeugeu. Am
Stirnbein gewahrte man jetzt noch einen Bruch, der “ von
der ursprünglichen Oefiimng aus bis zur PfeiJnaht quer hinging
und einen förmlichen Triangel mit dem andern Bruche bildete.
Her Puls war weich, Oelfnung erfolgte nur durch Klystiere.
' Am I. Mai wurde Kafbmel mit Extr. Digital, verord
net. Das ßefinde,, Mai . leidlich. Am 2. erschien die Periode
Oiuie Beschwerde und verlief regelmässig. Am 7. Mai wurde,
als der Puls voll und hart war, ein Aderlass von 16 Unzen
gemacht. Das Blut zeigte Speckhaut, Pat. erhielt statt des Ka-
omel: Salpeter mit Pulp. Tamarind. Die kalten Umschläge,
le dein Mädchen zuwider waren, wurden ausgesetzt und man
Ve rband die Wunde mit Üng, Althueae. Bis zum 9. Mai floss