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II. Materia medica und Toxikologie.
oleosa mit Aq. Cerasor. nigr. und 4 Gran Op., Milch, Salep-
decoct, Zuckerwasser und Bäder mit Schwefelleber waren von
guter Wirkung: jene Zufälle verminderten sich und es trat
reichlicher Schweiss, wie auch die Menstruation ein. Man be-
liarrte bei der besänftigenden Heilmethode und sah unter fort
dauernden Schweissen das Uebel verschwinden. Die Behand
lung erstreckte sich vom 9. — 31. März und nach einigen
Monaten ward die Geheilte vom Delir, tremens potator (S. Sum-
mar. N. Folge. Bd. II. N. 195.) ergrüben. — 2) Ein 20jäh-
riges Dienstmädchen von nervöser Constitution und melancholi
schem Temperamente litt, ob es gleich früher gesund gewesen
und seit seinem 17ten Lebensjahre regelmässig menstruirt war,
an Bleichsucht. .Als Pat. den 11. September ins Spital kam,
war ihr'Gesicht sehr heiss, das Auge unstät; die Pupille so
stark erweitert, dass man von der Iris nur einen äussert dün
nen Saum sah; die Gefässe der Sclerotica - Bindehaut strotzten
von Blute: Patientin war sehr unruhig, sprach fast ununter
brochen irre, hatte Schwindel, Ohrenklingen, trpekene und
hochrothe Zunge und Lippen, heftigen Durst und grosses Ver
langen nach säuerlichen Getränken; der Unterleib war etwas
aufgetrieben, der Magen gegen Druck sehr empfindlich; man
bemerkte ausserdem Sehnenhiipfen, Zuckungen der Extremitä
ten, sehr beschleunigten und schwachen Puls. — Von der Ver
anlassung zu diesem verdächtigen Uebel war nichts zu erfah
ren. Man setzte Blutegel an Kopf- nnd Magengegend, legte
Sinapismen und gab ein Injus rad. Ipecacuanhae. Allein das Irre
den dauerte die Nacht fort, obschou mit langem Zwischenräu
men der Ruhe und Patientin verrieth eine Aufregung des Ge
schlechtstriebes. Am Morgen des 12. war Pat. etwas ruhiger,
beantwortete mehrere Fragen und sagte nun, dass sie gestern
Morgen, im Garten umherwandelnd und vom Gelüste getrieben,
eine ansehnliche Quantität Stechapfel-Saam en ver
schluckt habe. — Die Zufälle minderten sich, Stuhlgang er
folgte erst nach einem Klystier. Man setzte 4 Blutegel an die
Milzgegend, wusch die Extremitäten öfters mit gewärmtem
Weinessig und verordnete Decoct. fruct. Tamarind. mit Oxy-
ifael, wie auch Limonade. Des Abends war das Fieber mä-
ssig, Pat. delirirte die Nacht sehr selten und schlief abwech
selnd ziemlich ruhig. Am 13ten verschwanden die nervösen
Symptome nach einem starken allgemeinen Schweisse und Pat.
klagte blos über Körperschwäche; es wmren 2 Stuhlgänge er
folgt, weshalb die Gaben des Decocts gemindert wurden. Am
15. begann man gegen die Bleichsucht zu operiren und am 8.
October war die Heilung vollbracht. [Oesterr. med, Jahrb. Bd.
19. St. 3.j