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II. Matena medica und Toxikologie.
magerte und, statt des bisherigen sehr blühenden Colorits, ein
missfarbiges, fast grünliches, cacliectisches Ansehen erhielt.
Jetzt erst kam sie in Behandlung des Verfs. Das ganze Aeus-
sere verrietli sclion die Bösartigkeit des Uebels, mit dem sie
bis dahin fruchtlos gerungen hatte und Stechen und Brennen in
der Tiefe des Beckens mit consensuelleu Schmerzen, die sich
häufig in den nirgends verhärteten Brüsten einstellten, waren
Symptome, die ganz besonders auf ein chronisches Uebel des
Uterus hinwiesen. M. dachte sogleich an scirrhöse Metrilis
oder Cancer occultus im Uterus, doch nur zu bald liess der
Ausfluss von Krebsjauche, die, abgehenden Blutklumpen bei
gemischt, sich durch höchst widerlichen specifiken Geruch ver-
rieth, eine noch weitere Entwickelung des Uebels befürchten
und kaum konnte man noch an Uebergang in Carcinom zwei
feln. Inzwischen hatte es M. mit einem für den Augenblick
weit gefahrdrohendem Feinde zu thun. Die Blutungen wurden
nämlich immer profuser und oft so fürchterlich, dass der Tod
auf der Stelle eintreten zu müssen schien, weshalb man nicht
selten höchst kräftig und selbst mit Hintansetzung jeder hohem
Rücksicht dagegen einzuschreiten hatte. Es würde indess zu
weit führen, wenn hier alles angegeben werden sollte, wodurch
M. die Kranke einer oft dringenden Lebensgefahr zu entreissen
suchte. Nur als endlich dies Symptom mehr zurückgedrängt
worden war, konnte man Buhe gewinnen, ein mehr gegen das
Uebel selbst gerichtetes Verfahren einzuleiten. Die, um in der
Diagnose ganz sicher zu. seyn, jetzt unternommene Untersu
chung ergab wirklich scirrhöse und carcinomatöse Entartung des
Colli vleri. Wenn nun auch die Prognose sehr ungünstig w ar
und sich kaum hoffen liess, die Wuth eines so schrecklichen
Uebels auch nur zu mildern, so konnte der Verf. doch bei der
bisherigen rein symptomatischen Cur nicht stehen bleiben , son
dern er musste sich einer Causalcur wenigstens zu nähern suchen.
Da Pat. holien Erethismus verrietli, ihre ganze Individualität
durchaus nur allmählige, milde Eingriffe gestattete, die krebsige
Verjauchung offenbar einen Vereinigungsheerd für die Säfte
masse hergab, diese auch wie mit dem carcinomatösen Gifte
angesteckt erschien, ein lentescirendes Abendfieber sich entwi
ckelte und die Blutungen wenigstens für den Augenblick stan
den, so beschränkte t sich M. fürs erste lediglich auf Milch, w o
durch er eine heilsame Umänderung, eine Verbesserung der
ganzen Säftemasse und als Product davon: Milderung des ört
lichen Leidens hervorzubringen suchte. Es war also gleichsam
eine indirecte Radicalcur, freilich mit einem Mittel von so ge
ringer Energie, dass es Einigen auffallen könnte. Doch es lag
im Heilplane des Verfs., dem kräftigen, therapeutischen Ver
fahren erst ein gelinderes, rein diätetisches voranzuschicken und
dieses jenem erst später unterzuordnen. Dabei wurden täglich
Iiijectionen aus dem Salle der gelben Riiben, später aus Kalk-