Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

II. Matena medica und Toxikologie, 
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dnrch andere Mittel und Methoden Heilung erreichen könnte. 
Im Allgeminen aber muss ihm B. durchaus den Vorzug ein 
räumen. Sehr bequem ist er auch bei denjenigen Kranken an 
zuwenden, die sich nicht strenge halten können, sich jeder Witte 
rung aussetzen, oder wohl gar reisen müssen. Derartigen Kran 
ken verordnete B. immer Flanellbekleidang auf der blossen 
Haut, und über den ganzen Körper, oder einen vollständigen 
Anzug von weichem Leder, und denen, die bei übler Witte 
rung reisen müssen, verhehlt er nie, dass jede Mercurialkur ge 
fährlich und radicale Heilung allemal problematisch ist. — Sehr 
für den Sublimat spricht Kluge’s Erfahrung, welcher fand, 
dass alle Schwangere in der Charite, die in der Schwanger 
schaft Kalomel gebraucht hatten, sehr elende Kinder gebaren, 
die selten länger als einige Tage lebten, während die, welche 
andere Mercurialpräparate, namentlich Sublimat, erhalten hatten, 
oft gesunde Kinder zur Welt brachten. Auch darf mani die 
Erfahrungen Wedekind’s, eines der eifrigsten Lobredner des 
Snblimats, nicht übersehen. — In den seltenen Fällen, wo 
bei sekundärer Syphilis der Sublimat nicht angezeigt ist, oder 
seine guten Wirkungen versagt, wendet B. das Kalomel bis 
zur Salivation, selten den rothen Präcipitat, nur in sehr hart 
näckigen Fällen die Inunktionskur, nie den Merc. solub. Hah- 
nem. an, da er einige Fälle kennt, in denen er von andern 
Aerzten, übrigens ganz zweckmässig verordnet, höchst unvoll 
ständig wirkte, so dass erst eine grosse Sublimatkur zur radi- 
calen Heilung erforderlich wurde. — Obgleich B. rücksichtlich 
der speciellen Anordnung und Leitung der Cur im Allgemeinen 
Dzondi’s Vorschriften durchaus nur loben kann, so fand er 
doch, dass man die Methode desselben häufig modificiren kann 
und muss, indem man z. B. in hartnäckigen Fällen nicht die ein 
fache Kur wiederholen lässt, sondern gleich mit etwas grossem 
Gaben anfängt, die grössten (1 — 1-j Gr. täglich) längere Zeit 
fortsetzt und somit überhaupt mehl Sublimat zur Cur binnen 
der festgesetzten Zeit (4 —5 Wochen) verwendet, als Dzondi 
vorschreibt, statt 12 Gran also etwa 16, 20 und mehr. Etwas 
Opium, ungefähr 6 Gran auf die 12 Gran Sublimat haltende 
Pillenmasse, unterstiizt die Wirkung der Pillen sehr und macht 
sie dem Magen annehmbarer. Meist lässt sie der Verf. nicht 
mit Zucker und Semmelkrume, sondern nach v. Gräfe mit 
Extr r Liquir., oder auch mit Extr. QuassDulcamar. etc. 
bereiten. In der letzten Hälfte der Kur lässt er in der Regel 
ein Dec. Lign. Guajac. Rad. Chin., Lign. Sassajr. etc. flei- 
ssig trinken. Hinsichtlich der Diät und des warmen Verhal 
tens kann man nach seiner Meinung niemals zu strenge sein. 
Oertlich wendet er selten etwas anderes, als lauwarmes Wasser 
und Charpie an und zwar Blei - oder Kalkwasser oder eine 
schwache Sublimat - oder Chlorkalksolution mit Tinct. opii 
hei stark nässenden Geschwüren; das Ung. hydrarg. rühr.
	        
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