II. Matena medica und Toxikologie,
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dnrch andere Mittel und Methoden Heilung erreichen könnte.
Im Allgeminen aber muss ihm B. durchaus den Vorzug ein
räumen. Sehr bequem ist er auch bei denjenigen Kranken an
zuwenden, die sich nicht strenge halten können, sich jeder Witte
rung aussetzen, oder wohl gar reisen müssen. Derartigen Kran
ken verordnete B. immer Flanellbekleidang auf der blossen
Haut, und über den ganzen Körper, oder einen vollständigen
Anzug von weichem Leder, und denen, die bei übler Witte
rung reisen müssen, verhehlt er nie, dass jede Mercurialkur ge
fährlich und radicale Heilung allemal problematisch ist. — Sehr
für den Sublimat spricht Kluge’s Erfahrung, welcher fand,
dass alle Schwangere in der Charite, die in der Schwanger
schaft Kalomel gebraucht hatten, sehr elende Kinder gebaren,
die selten länger als einige Tage lebten, während die, welche
andere Mercurialpräparate, namentlich Sublimat, erhalten hatten,
oft gesunde Kinder zur Welt brachten. Auch darf mani die
Erfahrungen Wedekind’s, eines der eifrigsten Lobredner des
Snblimats, nicht übersehen. — In den seltenen Fällen, wo
bei sekundärer Syphilis der Sublimat nicht angezeigt ist, oder
seine guten Wirkungen versagt, wendet B. das Kalomel bis
zur Salivation, selten den rothen Präcipitat, nur in sehr hart
näckigen Fällen die Inunktionskur, nie den Merc. solub. Hah-
nem. an, da er einige Fälle kennt, in denen er von andern
Aerzten, übrigens ganz zweckmässig verordnet, höchst unvoll
ständig wirkte, so dass erst eine grosse Sublimatkur zur radi-
calen Heilung erforderlich wurde. — Obgleich B. rücksichtlich
der speciellen Anordnung und Leitung der Cur im Allgemeinen
Dzondi’s Vorschriften durchaus nur loben kann, so fand er
doch, dass man die Methode desselben häufig modificiren kann
und muss, indem man z. B. in hartnäckigen Fällen nicht die ein
fache Kur wiederholen lässt, sondern gleich mit etwas grossem
Gaben anfängt, die grössten (1 — 1-j Gr. täglich) längere Zeit
fortsetzt und somit überhaupt mehl Sublimat zur Cur binnen
der festgesetzten Zeit (4 —5 Wochen) verwendet, als Dzondi
vorschreibt, statt 12 Gran also etwa 16, 20 und mehr. Etwas
Opium, ungefähr 6 Gran auf die 12 Gran Sublimat haltende
Pillenmasse, unterstiizt die Wirkung der Pillen sehr und macht
sie dem Magen annehmbarer. Meist lässt sie der Verf. nicht
mit Zucker und Semmelkrume, sondern nach v. Gräfe mit
Extr r Liquir., oder auch mit Extr. QuassDulcamar. etc.
bereiten. In der letzten Hälfte der Kur lässt er in der Regel
ein Dec. Lign. Guajac. Rad. Chin., Lign. Sassajr. etc. flei-
ssig trinken. Hinsichtlich der Diät und des warmen Verhal
tens kann man nach seiner Meinung niemals zu strenge sein.
Oertlich wendet er selten etwas anderes, als lauwarmes Wasser
und Charpie an und zwar Blei - oder Kalkwasser oder eine
schwache Sublimat - oder Chlorkalksolution mit Tinct. opii
hei stark nässenden Geschwüren; das Ung. hydrarg. rühr.