474 II. Materia medica und Toxikologie.
Phthisikus nahm man auch AJl'ection des Zahnfleisches wahr,
doch hatte er früher schon viel Kalom. erhalten. Obgleich
diese wenigen Fälle zur Begründung eines günstigen oder un
günstigen Urtheils über dieses Mittel nicht hinreichen, so scheint
es dem Yerf. doch, abgesehen von seiner Anwendung gegen
Syphilis und Scropheln, worüber man schon so manche wich
tige Erfahrung besitzt, bei Verhärtungen und Entzündungen
innerer Theile, die den Uebergang in Vereiterung drohen, be
sonders der Leber, Milz, Gebärmutter, so wie in manchen
Wassersüchten wiederholter Versuche nicht unwerth. — VI.
Sublimat gegen Syphilis, besonders nach Dzondi’s
Methode. So wie der Verf. bei secundären syphilitischen
Uebeln im Allgemeinen dem Sublimat vor allen Mercurialpräpa-
paraten den Vorzug giebt, eben so folgt er in der Art und
Weise, ihn zu verordnen, am liebsten dem Rathe Dzondi’s
und diese Vorliebe für den Sublimat hat er nicht nur durch un
parteiische Prüfung der Erfahrungen über die Mercurialien
gewonnen, sondern er mus sie auch und vielleicht noch mehr
als Resultat lOjähriger, nicht ganz beschränkter praktischer
Ausübung der Medicin betrachten. Man macht diesem Mittel
zwar den Vorwurf, dass es oft nur Scheinheilung hervorbringe,
und gerade durch seine rasche, aber nicht radicale Wirkung
gegen Syphilis so leicht täusche, weshalb häufig noch eine Ka-
lomel-, Speichel - oder die luunktions - oder irgend eine andere
Cur nöthig werde, allein wo gäbe es eine Methode oder ein
Mittel, welches immer und radical heilte? und gilt dies nicht
von allen Krankheiten, von allen Mitteln? und welche grosse
Zahl vollkommener Heilungen der Syphilis durch Sublimat
w ürde man nicht den im Verhältniss wenigen missglückten Cur-
versuchen entgegen zu setzen haben, w enn eine genaue derar
tige Vergleichung möglich wäre ? Dagegen kann nicht in Ab
rede gestellt werden, dass der Sublimat ein ganz vorzügliches
Mittel ist, um in dringenden Fällen eben durch seine so rasche
Wirkung Gefahr drohende Substanzverluste zu verhüten, so wie
ferner in den primären Fällen, wo grosse Chanker am Bändchen
oder im orißcio urethrae sitzen, Fälle, die immer sehr hart
näckig sind und bei denen periculvm in tnora ist, wäre es
auch nur, w r eil gerade hier der Uebergang in secundäre Sy
philis so gern und leicht erfolgt. Dass er ferner bei secundä
ren syphilitischen Uebeln ein Hauptmittel und inj Allgemeinen
jedem andern Mercurialpräparate, wenn nicht vorzuziehen ist,
doch den Rang streitig machen kann, wird eben so wenig ge
rechtem Zweifel unterliegen können. Dadurch wird aber nicht
behauptet, dass man seiner nicht oft in primären Fällen ent
behren, ihn nicht durch andere Mittel, besonders Kalomel,
zweckmässig ersetzen oder in secundären Fällen nicht auch ohne
ihn, selbst nach ihm und nach seiner vergeblichen Anwendung