470 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
ein Erysipelas fugax, das bald an den aufliegenden, bald
an den freien Theilen hervortrat, von unbestimmter, halb- oder
mehrstündiger Dauer war, Brennen, Jucken, Schmerz hervor
rief und mehrere Tage in diesem peinigenden Wechsel blieb.
Pat. wünschte immer eine andere, behaglichere Lage, die nicht
zu finden war und an keinem Theile konnte sie gefasst wer
den, ohne dass sie die empfindlichsten Schmerzen bekam. Die
grossen Gaben Opium wirkten nicht mehr so schmerzstillend
und schlafmachend, wie früher. Ara 15. April Abends -waren
ungemein heftige Schmerzen im Leibe, worüber Pat. sonst nie
geklagt und wie sie sagte, auch im Herzen eingetreten. Sie
batte deshalb selbst Opium gefordert und erst 10, später 30
und endlich 25 Tropfen Land. 1iq. Sydenh. erhalten. So war
sie bis 4 Uhr Morgens gequält worden, dann schlief sie 12
Stunden. Erwacht, fühlte sie wenig Schmerzen, war aber sehr
unruhig und wüste im Kopfe, konnte nicht sprechen, die Hände,
wenn sie etwas fassen wollte, nicht schliessen und schien ihren
fürchterlichen Zustand zu kennen, da sie oft die Hände rang,
weinte etc. Sie genoss fast nichts, als Getränk. Von Mitteln
nahm sie Moschus und Opium. Am' 17. April hatte sie geringe
Schmerzen an den geschwollenen Theilen, bedeutende aber, wo
sie angefasst wurde, wenn man sie, was sie immer wünschte,
umlegte, oder aus dem Bette hob. Es fand sich öfter heftige
res Fieber, brennende Hitze, besonders in den Wangen, tro
ckene heisse Haut, die sonst immer wie mit Schweiss iiber-
gossen war und seit der Nacht Husten mit vielem Schleimaus
wurfe. Die Wunde sonderte gelblichweissen Eiter ab und roch
wie früher sehr übel. Der Athem war rein. Pat. sprach un
verständlich, in einem fort, faselte oft, ohne zu deliriren, zupfte
am Bette und zitterte an den Händen. Der Puls hatte 130
Schläge und war sehr klein. Der Urin ging unwillkürlich und
unwissentlich ab. Bei Schmerzanfällen bekam die Kranke 10
Tropfen Land, liq. S. Am Schlafe hinderte, so gross auch die
Schläfrigkeit war, das Aufliegen. Am 18. April hatte Pat.
heftige Schmerzen am linken Beine, in der linken Weiche, in»
Leibe, an der linken Brust, stete Ructus, bisweilen Singultus,
Uebelkeit, Würgen, Erbrechen, Schmerz im Halse, Schwierig'
keit beim Schlucken und Erysipelas fugax wechselnd an fast
allen Theilen des Körpers, am häufigsten an der rechten Brust,
am linken Oberschenkel und in der linken Achselhöhle. All®
2 Stunden erhielt sie 20 Tropfen Opium. Dieser Zustand währte
nicht nur noch bis zum 21., sondern wurde noch trauriger durch
stets von Neuem wiederkehrende Beängstigungen, vermehrte
Unruhe und grössere Luftentwickelnng im Magen, zu deren
Entfernung die Ructus nicht hinreichten und wodurch Angs*
und Erstickungszufälle entstanden. Einige Erleichterung brach'
ten folgende Pulver: Rec. Moscht optim. Ammon, subcarh.
gr. ij. Sacch. lad. •)/?. M. f. Pulv. D. in Duodecuplo