I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 465
bedeutend sank ; aber man konnte im Leistenringe noch deutlich
eine Falte vom eingeklemmten Dannstiicke wahrnehmen. Erbre
chen und Schmerzen iiessen daher auch nicht nacli und die Ob-
stirpatiou wich dem Purgantien, selbst dem Croton-Oele nicht. Nach
dem dieser klägliche Zustand noch zwei Tage gedauert hatte,
ohne dass sicli ein Operateur fand, trat Kothbreclien ein.
Dahingegen bewirkten Tabackrauch-Klystiere schon nach
i Stunde reichlichen uud wiederholten Stuhlgang, worauf das
Erbrechen aufhörte und das eingeklemmte Darmstück zurück-
giug, und Pat. sich bald erholte. [Oesterr. med. Jahrb. Bd.
i(). St. 4.J
221. Zehntägige Obstructio alvi; von demselben.
Eine Jüdin ,26 Jahre alt, ass sich an einem Fasttage zu satt,
und hatte nach einigen Tagen eben aus dem Ofen genommenes, heis-
ses Brod gegessen und bald darauf heftig kneipende Schmer
zen im Uuterleibe bekommen. Schon hatte dieser Zustand bei
gänzlicher Leibesverstopfung zwei Tage bestanden, der Bauch
War gespannt, ausgedehnt, selbst beim stärksten Drucke un-
schmerzhaft; die heftigsten Schmerzanfälle kehrten jedesmal
nach einer Pause von einigen Minuten zurück; jedoch war we
der Erbrechen noch Aufstossen bemerkt worden. Der herbei
gerufene Arzt nahm das Uebel fiir Suburralkolik, gab Purgantien
und Klystiere, verordnete auch Bäder, aber alles ohne Erfolg;
auch Gi. Gut lue und Ol. Crotonis wirkten nicht, eben so we
nig, wie 2 Unzen lebendigen Quecksilbers, welches Pat.
Verschluckte. So schien die Kranke den 9ten Tag ihrem Ende
nahe zu sein: der Bauch war ungemein aufgetrieben, die Schmer
zen und Angst unbeschreiblich. Man verordnete nun innerlich
zweistündlich einige Tropfen Laudanum und Klystiere von In-
fm. Belladonnae (15 Gr. zu 2 Klystieren.) Am lOten Tag
der Krankheit löste sich der Krampf, die Schinerzen schwan
den und am Abend erfolgte die erste Leibesölfnung, der nun
unzählige Stuhlgänge von ungeheuren Massen höchst übelrie
chender, weisser Excremente folgten. Das Quecksilber ging
erst einige Tage später durch und Pat. befand sich nun wohl.
[Eben daselbst.]
222. Carcinoma mammae von Biathesis cancro-
sa hcre.dituria; von Br. Droste in Osnabrück. Mad. St.
39 Jahre alt, seit 7 Jahren Wittwe, eine schön gebaute, ge
sund aussehende Frau von angenehmer Gesichtsbildung, brünett,
sanguinisch - cholerischen Temperaments und jovial, erinnerte
sich an keine namhafte Krankheit. Die Periode trat im 16ten
Jahre ein, und kehrte mit weniger Unterbrechung um die ge
wöhnliche Zeit wieder, war mittelmässig stark und dauerte ei
nige Tage. Im 30sten Jahre verheirathete sie sich und lebte
jnit ihrem Manne 2£ Jahre glücklich, als dieser eine übersee
ische Reise machen musste,' auf der er in der Havannah dem
gelben Fieber unterlag. Schwanger war sie nie. — Am 26.
Snimuamini d. Medicin. 1836. II. 30