V, Gynäkologie und Pädiatrik. 445
tragen hatte, stets regelmässig erschienen war, trat nach der
Operation nicht wieder ein; aber am 23. Nov. wurde K. w egen
eines Blutflusses aus der Wunde zu ihr gerufen, bei jeder Bewe
gung sprang schwarzes, nicht klebendes Blut hervor; K. ver-
muthete dass es die Menses seien, weil sich schon längere Zeit
uiolimina gezeigt hatten, und verordnete bloss Ruhe; Nachmit
tags ging auch Blut aus der Scheide ab und nun verminderte
sich der Blutfluss aus der Wunde, und dauerte 4 Tage lang,
im Sacke blieb eine so grosse Empfindlichkeit zurück, dass eine
Injection von warmer Milch Blutung erregte; beim Eintritt der
nächsten Periode, die nun fortan regelmässig erfolgte, ver
schwand diese Empfindlichkeit und es ging kein Blut mehr aus
der Wunde ab; der Unterleib ist noch etwas empfindlich bei
der Berührung, die Oeffnung am Unterleibe wird noch nicht
zugeheilt, obwohl sie nur sehr wenig absondert; die Frau ist
ganz wohl. — Von der Nachgeburt hatte man bei der Ope
ration nichts gefunden, nur ein 14- Zoll langes Stück hing am
Nabel; früher aber soll nach der Aussage einer Frau, die oft
zur Kranken kam, während das stinkende Wasser ausfloss, ein
Stück Nachgeburt und etwas der Nabelschnur Aehnliches aus
der Oeffnung abgegangen seyn, ersteres war fleischig und auf
der einen Seite glatt. — Beide Aerzte glauben, dass die
Frucht sich im Uterus befunden und nicht habe geboren werden
können, weil das untere Segment des Uterus sich wegen des
knorpligen Ringes (s. oben) nicht ausdehnen konnte; dieser
Umstand mag wohl einen entzündlichen Zustand hervorgerufen
und die heftigen Schmerzen verursacht haben, welche die Frau
bei den Kindesbewegungen empfand. Dass die Frucht sich im
Uterus befunden habe, dafür spricht auch die gleichmässige
Ausdehnung des Unterleibes vom Anfang der Schwangerschaft
an; ferner dass hinter dem Sacke nichts zu fühlen war als die
Wirbelsäule; bei einer scheinbaren Untersuchung lange nach
der Operation fand K. den früher lang herunterhängenden Mut
terhals hoch stehend, kaum zu erreichen und sehr kurz, den
Muttermund fest geschlossen. Aus letzterem Umstande schliesst
K., dass das bei der wieder eingetreteneu Menstruation abge
sonderte Blut nicht habe aus dem Uterus kommen können und
dass vielleicht der Mutterhals oder dieScheide die Absonderung über
nommen haben möchten. — Die Frucht bewahrt K. in Spiritus auf,
sie hat ein Ansehen, als wenn sie lange macerirt worden wäre;
das Gehirn, so wie sämmtliche Eingeweide sind gänzlich ge
schwunden. [iVorrif. Beitr. z. Geburtsh. etc. mitgeth. v. Br.
JScvermann in v. SiebohTs Jnurn. etc. Bd. AT. St. 1. 1836.]
214. Einige Beobachtungen über vorzeitig gebo
rene Kinder, mit Bezugnahme auf den Termin der Vi
talität der Frühgeburten; vom Prof. Br. Gottfk. Fleisch-
Mann in Erlangen. — Rücksichtlich der Bestimmung über