Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

444 V. Gynäkologie und Pädiatrik. 
im Bett, die Zunge war trocken, aber rein, der Puls ziemlich 
schnell und etwas voll, Stuhlgang sparsam, Urin konnte sie 
nur wenig und nur mit Beschwerden lassen; sie sprach deut 
lich aber nur mit schwacher Stimme, sie war kurzathmig, doch 
frei von Husten und Brustbeschmerz; die offne Wunde am Un 
terleibe schmerzte sehr, weil in 24 Stunden nichts ausgeflossen 
war, sie hatte sich verstopft; der Gestank des Abgesonderten 
verursachte ihr Ekel und Erbrechen und raubte ihr die Esslust; 
sie stand auf und setzte sich auf einen Stuhl, um sich von K. 
genau untersuchen zu lassen; der harte, gespannte, sehr empfind 
liche Unterleib war gleichmässig nach beiden Seiten ausgedehnt, 
doch ragte die Geschwulst mehr nach vorn; aus einer 1 Zoll 
unterhalb des Nabels mehr nach rechts befindlichen Oeffnung in 
der Grösse eines Zweigroschenstückes hing etwas, einer mace- 
rirten Masse Aehnliches heraus, auf dem K. Haare bemerkte, 
und das bei näherer Untersuchung, mittelst eines unter heftigen 
Schmerzen der Pat. in die Oefl’nung eingebrachten Fingers, als 
ein Seitenwandbein erkannt wurde; hierauf flössen über 4 Pott 
dickes, stinkendes Wasser und dann eine ranzigem Oel ähnli 
che Masse aus; bei der explorat. vaginalis fand K. den Mut 
terhals lang in die Scheide herabhängend, aber nicht erweitert; 
der länglich-rund geöffnete Muttermund liess eine Sonde durch, 
in den Uterus konnte man aber nicht eindringeu. Auf dringen 
des Bitten der Frau und ihres Mannes entschloss sich K. zur 
Operation, behufs derer sie am 2. Oct. ins Stadtkrankenhaus 
aufgenommen wurde, wo sie R. viel kränker als vor 6 Tagen 
fand, und an einem glücklichen Erfolge der Operation zweifelte; 
da aber Pat. bei ihrem Begehren verharrte, so wurde dieselbe 
am 4. Oct. Nachmittags in der Rückenlage von K., unter Bei 
stand eines Collegen, kunstgemäss unternommen und nach gehö 
riger Erweiterung der Wunde allmählig alle einzelnen Knochen 
der Frucht tbeils ganz, theils durchschnitten ausgezogen; auf 
der hintern Fläche des Sackes, in welchem die Frucht einge- 
schlossen gewesen, zeigten sich mehrere Verknöcherungspuncte, 
im untersten Theile ein knorpeligen Ring von der Grösse 
eines Speciesthalers, (wahrscheinlich der oberste Theil des col- 
lum ulcri), der in der Mitte eine Vertiefung mit einer Spalte 
hatte, (das orijic. uteri intemum); der Sack war nach oben über 
all mit den benachbarten Theilen verwachsen; die Frau überstand 
die etwa ^ Stunden währende Operation geduldig, wurde dann ge 
hörig verbunden und unter einem angemessenen Heilverfahren er 
folgte, obgleich in den ersten Tagen der Zustand sehr bedenk 
lich geworden war, doch bis Anfangs Nov. die Genesung so weit, 
dass die Wunde fast ganz geschlossen war, nur noch wenig 
absonderte und die Frau nicht nur das Bett verlassen, sondern 
auch ausgehen konnte; die Menstruation die bis 8 Tage vor 
der Operation 4 Jahre lang, so lang die Frau die Frucht ge-
	        
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