I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 39
erwachte um 4 Uhr unter Husten, aber ohne blutigen
Auswurf, und im Verlaufe dieses Tages trat die Menstrua
tion ein , ■ während der Puls gereizt blieb. Er blieb es wäh
rend der ganzen Menstruation, die nur einige Tage und zwar
sparsamer floss, als es sonst der Fall gewesen; er blieb es
auch nach dieser Zeit und liess es zweifelhaft, ob in Folge
der andauernden Gemöthsaufregung, oder ob in Folge einer
Lungenverletzung. — Pat. befindet sich noch in meiner Be
handlung und schwebt in grosser Lebensgelahr. Der Verlauf
dieser Krankheitsgeschichte gehört nicht hierher und soll ein
ander Mal initgetheiit werden, sobald dies vollständig gesche
hen kann. — 2) Ein lebhafter, sehr vollsaftiger Knabe von
ausserordentlich vortheilhalter Leibesconstitution bekam vor ei
nem Jahre, am Ende seines zweiten Lebensjahres einen liefti—
gen epileptischen Anfall, der ohne Zweifel in Folge von, durch
die Dentition begünstigter Hirncongestion entstanden war und
durch 6 Blutegel, an den Kehlkopf gesetzt, durch Sinapismen,
an die Fusssohlen gelegt, und durch den innerlichen Gebrauch
von Kalomel beseitigt und ferner verhütet wurde. Der Knabe
genas und hat sich seitdem wohlbefunden. — In gegenwärti
gem Frühjahre erwirbt er eines Morgens ungewöhnlich früh
unter Weinen, und man will Frost mit darauf folgender Hitze
an ihm bemerkt haben. Man legt darauf keinen Werth, da
im Verlauf des Tages des Kindes Befinden, bis auf vermin
derte Esslust und blasse Gesichtsfarbe, erträglich und den fol
genden Tag noch besser ist. Allein den 3. Morgen, um die
selbe Stunde, erwacht der Kleine wieder unter Weinen und
es brechen die vorjährigen Krämpfe aus. Ich finde den Kran
ken ohne Bewusstsein, mit Schaum vor dem Munde, mit den
Zähnen knirschend etc. stark fiebernd. — Der Kranke gehört
Eltern an, die sich, in einer öffentlichen Wirtlischaft nicht im
mer um ihre Kinder hinlänglich bekümmern können und sie
fremder Auisicht anvertrauen müssen. So war es gekommen,
dass der Knabe Mancherlei und Viel genossen und sich dem
Eiuflusse ungünstiger Witterung ausgesetzt hatte. Der Mangel
an Appetit (da sonst die Esslust nie fehlte), die belegte Zunge,
der hohe und harte Bauch des Pat., wie auch der mangelnde
Stuhlgang Hessen die Hauptursache dieser Krankheit erkennen,
und der übrige KrankheitsZustand musste, bei dem gleichzeiti
gen Vorkommen intermittirender Fieber, an eine Tertiana erin
nern. Die Frostperiode eines Wechselfiebers hat mit einem
Krampfanfalle so viel Aehnlichkeit, dass sie bei einem zu Kräm
pfen Disponirten und bei Gehirncongestionen leicht in solchen
übergehen kann. Dies Mal aber rührten die Gehirncongestionen
nicht von Zahnreiz, sondern von Infarcten, von Ansammlungen
gastrischer Cruditäten im Unterleibe her. Ich liess daher nicht
Blutegel setzen, sondern, während Pulver aus Kalomel und
■lalappenharz herbeigeholt wurden, ein eröffnendes Klystier aj>-