Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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V. Gynäkologie und Pädiatrik. 
arzt Spaeth zu Nürtingen. Am 26. Mai 1833 wurde S. zu 
dem 40 Stunden alten Rinde eines Bäckers gerufen, weil bis 
zu dieser Stunde noch kein Meconium abgegangen war. Bei 
der Untersuchung zeigte sich keine Spur von After. Da, wo er 
hätte seyn sollen, Mar blos ein ebener, gleichförmiger Wulst, 
der die gleiche Farbe der übrigen Haut hatte und dem Drucke . 
des Fingers leicht nachgab. An der vordem Seite dieses 
Wulstes, ganz nahe am Scrotum war eine bläuliche Stelle. 
Unter diesem Wulst lief das Intestinum rectum vomärts gegen 
den Bulbus urethrae und von da auf der untern Fläche dessel 
ben , unter dem Scrotum durch, immer enger werdend bis ans 
Frenulum glandts und endete spitz vsrschlossen an der Eichel. 
Der ganze Canal Mar voll Meconium, das durch die allgemei 
nen Bedeckungen scliMärzIich durchschimmerte. Die Raphe 
fehlte. Der Verf. machte da, wo der After hätte seyn sollen, 
und wo es auch deutlich fluctuirte, einen ziemlich tiefen Ein 
schnitt, aber es kam nur wenig Blut; der 2te Schnitt aber 
wurde etM’as tiefer geführt und augenblicklich drang viel Meco 
nium hervor. Vom Kanal an der untern Seite des Penis konnte 
das Meconium in die gemachte Oeffnung zurückgedrückt wer 
den. Der Schnitt wurde jetzt noch quer etM'as enveitert und 
ein mit Oel getränktes Charpiebäuschchen in die Wunde gelegt. 
Der Rand der gemachten Oelfnung verheilte schön und die 
Stuhlausleerung erfolgte regelmässig. Das Rind sehien zu ge 
deihen , aber nach 8 Tagen nahm es schnell ab und starb un- 
erM'artet, doch, wie es schien, nicht an den Folgen det Atre- 
xsie. \M.ed. Corrcsp. -Blatt d. wärt, ärztl. Vereins. Bd. FI. 
Nr. 27.] 
V. Gvnaekologie und Paediatrik. 
210. Tödtliche Blutung durch Berstung einer er 
weiterten Blutader der weiblichen Geschlechtstheile, 
M’ährend der Geburtsarbeit entstanden; vom Wund- 
und Hebarzt Josenhans in Gerlingen. Am 5. Mai 1834 wurde 
J. zu einer Frau mit dem Bemerken gerufen, dass dieselbe in 
der Geburtsarbeit begriffen sey und plötzlich von einem hefti 
gen Blutfluss befallen w r orden sey. Er begab sich sogleich an 
den 1 starke Stunde entfernten Ort und fand die Frau bereits 
1‘ Stunden unentbunden gestorben. Um das möglicher Weise 
noch lebende Rind zu retten, nahm er sogleich eine innere Un 
tersuchung vor, wobei er an der linken grossen Schamlippe 
eine Wunde entdeckte und den Kopf des Rindes im mittlern 
Becken normal und fest gestellt fand. Da die Entbindung mittelst 
Zange vom Ehemann aus kleinlichen Rücksichten dem Verf. einige 
Zeit verM'eigert wurde, so benützte er diese Zeit zur AnMendung 
von Rettungsversuchen bei der Verstorbenen. Die Anlegung
	        
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