439
V. Gynäkologie und Pädiatrik.
arzt Spaeth zu Nürtingen. Am 26. Mai 1833 wurde S. zu
dem 40 Stunden alten Rinde eines Bäckers gerufen, weil bis
zu dieser Stunde noch kein Meconium abgegangen war. Bei
der Untersuchung zeigte sich keine Spur von After. Da, wo er
hätte seyn sollen, Mar blos ein ebener, gleichförmiger Wulst,
der die gleiche Farbe der übrigen Haut hatte und dem Drucke .
des Fingers leicht nachgab. An der vordem Seite dieses
Wulstes, ganz nahe am Scrotum war eine bläuliche Stelle.
Unter diesem Wulst lief das Intestinum rectum vomärts gegen
den Bulbus urethrae und von da auf der untern Fläche dessel
ben , unter dem Scrotum durch, immer enger werdend bis ans
Frenulum glandts und endete spitz vsrschlossen an der Eichel.
Der ganze Canal Mar voll Meconium, das durch die allgemei
nen Bedeckungen scliMärzIich durchschimmerte. Die Raphe
fehlte. Der Verf. machte da, wo der After hätte seyn sollen,
und wo es auch deutlich fluctuirte, einen ziemlich tiefen Ein
schnitt, aber es kam nur wenig Blut; der 2te Schnitt aber
wurde etM’as tiefer geführt und augenblicklich drang viel Meco
nium hervor. Vom Kanal an der untern Seite des Penis konnte
das Meconium in die gemachte Oeffnung zurückgedrückt wer
den. Der Schnitt wurde jetzt noch quer etM'as enveitert und
ein mit Oel getränktes Charpiebäuschchen in die Wunde gelegt.
Der Rand der gemachten Oelfnung verheilte schön und die
Stuhlausleerung erfolgte regelmässig. Das Rind sehien zu ge
deihen , aber nach 8 Tagen nahm es schnell ab und starb un-
erM'artet, doch, wie es schien, nicht an den Folgen det Atre-
xsie. \M.ed. Corrcsp. -Blatt d. wärt, ärztl. Vereins. Bd. FI.
Nr. 27.]
V. Gvnaekologie und Paediatrik.
210. Tödtliche Blutung durch Berstung einer er
weiterten Blutader der weiblichen Geschlechtstheile,
M’ährend der Geburtsarbeit entstanden; vom Wund-
und Hebarzt Josenhans in Gerlingen. Am 5. Mai 1834 wurde
J. zu einer Frau mit dem Bemerken gerufen, dass dieselbe in
der Geburtsarbeit begriffen sey und plötzlich von einem hefti
gen Blutfluss befallen w r orden sey. Er begab sich sogleich an
den 1 starke Stunde entfernten Ort und fand die Frau bereits
1‘ Stunden unentbunden gestorben. Um das möglicher Weise
noch lebende Rind zu retten, nahm er sogleich eine innere Un
tersuchung vor, wobei er an der linken grossen Schamlippe
eine Wunde entdeckte und den Kopf des Rindes im mittlern
Becken normal und fest gestellt fand. Da die Entbindung mittelst
Zange vom Ehemann aus kleinlichen Rücksichten dem Verf. einige
Zeit verM'eigert wurde, so benützte er diese Zeit zur AnMendung
von Rettungsversuchen bei der Verstorbenen. Die Anlegung