IV. Chirurgie und Ophthalmologie.
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ter höher stand, der Fuss etwas auswärts gerichtet und die
Adductoren des Oberschenkels gespannt waren. In der Rücken
lage betrug die Verkürzung nur ±- Zoll. Acht Wochen nach
dem ersten Gehversuche wagte sich Pat. auf die Strasse, machte
dann, ebenfalls auf einen Stock gestützt, fast jeden Tag anfangs
kleine, später immer grössere Spaziergänge, ging Treppe auf
und ab, lernte im Zimmer ohne Stock gehen, sich auf Stuhl
und Zimmerboden niedersetze^i und wieder aufstehen, den Schen
kel fast recht winklich mit dem Rumpf beugen, den Fuss auf
einen Stuhl setzen etc. Stützte er sich auf den Stock, so hinkte
er nicht viel, ohne Stock aber stark, konnte jedoch einige Se-
cunden auf dem rechten Fusse allein stehen. Ausser dem Hin
ken und den s. g. Ralenderschmerzen in der Hiiftgegend spürte
er überhaupt keine Unbequemlichkeit. Im Frühjahr 1835 be
kam er Anasarca, geriass aber wieder. Am 12. März d. J.
starb er jedoch apoplectisch. Bei der Section fand sich eine
nicht consolidirte Fractur des Schenkelhalses zunächst am Ge
lenkkopfe. Die äussere Insertion der durchgängig fast 2"' dicken
Gelenkkapsel war bis zu den Trochanterlinien herabgerückt;
der hart am Knorpelüberzug abgebrochene Gelenkkopf sass un
beweglich in der Pfanne; ein von ihm abgesprungenes kleines
Stück war in der vordem Wand der Kapsel befestigt und ohne
alle Verbindung mit andern Knochentheilen und ein vom Halse
abgebrochenes grösseres Stück war gegen die vordere Trochan
terlinie herabgerückt und dort, diese überragend, durch Callus
verwachsen. Vom Halse selbst war ausser dem erwähnten
Stück nichts mehr vorhanden und die Bruchfläche des grossen
Trochanters bildete eine widernatürliche, bis zum kleinen Tro
chanter gehende Gelenkfläche von Grösse und Form des Länge
durchschnitts eines Gänseeies, deren Knorpelschichte warzenar
tig aussah. Die Bruchfläche des Kopfs war den Erhabenheiten
Und Vertiefungen der widernatürlichen Gelenkfläche des Tro
chanters entsprechend uneben, glatt abgerieben, doch ohneKnor-
1 »eischichte. Nachdem man den Kopf aus der Planne entfernt
tatte, bemerkte man, dass der Knorpelüberzug an der convexen
Seite ein warzenartiges Aussehen hatte, der Knorpelüberzog
der Cornua acetabvli war bis auf einige warzenartige Erha
benheiten verschwunden und der grösste Theil der Pfanne mit
Zellgewebe bedeckt. Der kleine Trochanter, der beim Gehen
sich an den Pfannenrand stemmte, hatte an diesem und am un
tern Rande der Bruchfläche des Kopfs eine glatte, nicht mit
Knorpel überzogene Vertiefung eingerieben. Die Feuchtigkeit
dieses widernatürlichen Gelenks hatte Farbe und Consistenz nor
maler Gelenkfenchtigkeit. — Trügen nun schon die Zeichen
einer gewöhnlichen Schenkelhalsfractur, so ist dies noch mehr
der Fall bei denen, welche: eingekeilte heissen. Die Ein
keilung der Bruchenden entsteht nach Boy er entw eder dadurch,
dass sich die zackigen Spitzen der Bruehenden au einanderkei-