Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

424 III. Matena medica und Toxikologie. 
streuen des Mittels, mit dem O. bis zum 21. April fortfuhr, 
bis zu welchem Tage täglich eine Gabe essigsaures Strychnin, 
im Ganzen 54- Gr. angewendet worden waren. Auch wurde 
jeden Tag Phosphorsalbe eingerieben, von der Pat. ebenfalls nicht 
das Geringste fühlte, bis etwa am 6ten Tage, etwa vom 18. 
Apr. an. Grössere Gaben vom essigsauren Strychnin hätte O. 
nicht gewagt, auch traten übrigens schon die bekannten ver 
langten Wirkungen des Mittels ein, Pat. klagte am 22. Apr. 
gegen die Schw ester über Kopfweh, Betäubung, Ekel vor je 
der Speise, während er sonst grosse Essjust zeigte, Gefühl von 
Ameisenkriecheu im Rücken und Jucken in den Zehen, auch hatte 
er etwas wilden Blick und kurzen Athejn. Mehrere Tage er 
hielt er nichts als Mandelmilch. Der Athem blieb einige Tage 
etw'ös beengt und der Blick wurde nach und nach eher etwas 
matt. Am 4. Mai verordnete der Verf. zu Waschungen der 
obern und namentlich der untern Extremitäten Liq. ammon. 
caust. Mixt, olcos. hals. Spir. Lavend. und Spir. Rorisln. 
Diese Waschungen, die mehrmals wiederholt wurden, hatten 
60 wie die übrigen erwähnten Mittel einen guten Erfolg, der 
sich besonders durch melrr und mehr zunehmende Beweglich 
keit der untern, weniger der obern Extremitäten ausprach. Nach 
her wurden etwa 30 Bäder, jedes mit 1 Pfunde Spec. cephul. 
mit sichtbarem Erfolge angewendet. Im ersten Bade wäre 
jedoch Pat. fast ertrunken, indem er sich, in den tiefen Zuber 
hinabgerutscht, mit den Händen noch gar nicht helfen konnte. 
Desto freier konnte er sich in den letzten Bädern und nuh auch 
auf seiner Lagerstätte bewegen; was er ganz zu schätzen wusste, 
da er fast 11 Monate ganz unbeweglich hatte liegen müssen. 
Den Bädern folgten einige Wochen hindurch, und zwar mit 
gutem Erfolge, Einreibungen von rectilicirtem Weingeist in das 
Rückgrath und die Extremitäten. Den 14. Aug. wendete O. 
wieder das essigsaure Strychnin und zwar zu 1 Gr. p. d. an, 
musste aber schon am ISten aussetzen, da Abends die oben be 
sprochenen Erscheinungen viel heftiger eintraten. Die Nacht 
war sehr unruhig und am nächsten Morgen Pat. sehr niederge 
schlagen, sein Athem war sehr beengt und kaum w-ar er dazu 
zu bringen, ein Ahführmittel zu nehmen. Er wollte für die 
Zukunft von allen weitern Curen nichts wissen und unterzog 
sich nur mit grösster Mühe einige Wochen später noch der 
2tägigen Anwendung des SlnjcJin. acel., das zu 1 Gr. auf die 
Arme aufgestreut wurde, worauf sich jene Zufälle nicht ein 
stellten, der Kranke sich aber mehr über Schmerz bei der An 
wendung, den er sonst nicht empfand, beklagte. Um das starke 
Zittern mit dem Kopfe zu beseitigen, wurde lange Limtn. 
Cam'ph. in den Nacken eingerieben, seit mehreren Monaten 
aber blieben alle inneren und äussern Mittel weg, da inan hof 
fen konnte, dass er im nächsten Jahre des Armenbades in 
Wildbad würde theilhaftig werden, von dessen Gebrauch zu
	        
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