Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

III. Materia medica und Toxikologie. 
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hatte bitteren Geschmack, schleimig belegte Zunge, starken 
Schweiss, oft Hitze, war selir matt, hatte keinen Appetit und 
ziemlich langsamen Puls. Husten fand sich nicht vor. Pat. er 
hielt gelind eröffnende Mittel und endlich auch Salmiak. Doch 
blieb die Zunge belegt, der Puls wurde frequenter, wallend; 
der Kranke matter und magerer. Die der Schweisse wegen an- 
gestellte Auscullation zeigte Pectoriloquie unter der rechten Cla- 
vicula, die Percussion eben da einen dumpfern Ton und der 
sehr häufige Auswurf, den man nun auch auffing, erschien 
als bräunlich-graue, sehr dissolute Brühe mit Tuberkelmasse. 
Jetzt erst hörte 11, dass Pat. schon seit einigen Jahren solchen 
Auswurf, selbst mit festem Massen, doch ohne Bewegung der 
Brust gehabt hatte, nur in kleinerer Menge. Die Abmagerung 
nahm schnell zu, Pat. wurde ein Bild des Todes und sah 
im Gesichte bläulich-grau aus. Seit einem Brechmittel hörte 
er auch sehr schlecht und zuletzt hatte sich etwas Husten ein 
gestellt. Er bekam nun Kreosot und E.rtr. Mjrrh., worauf 
[man schnelle Besserung wahrnahm, der Auswurf nahm ab, 
wurde besser, der Puls langsamer und die Kräfte hoben sich. 
Am 16. März fand sich schon kein Auswurf mehr vor und am 
|23sten konnte der Kranke hergestellt entlassen werden. Noch 
'lange nachher sah ihn R. immer wohl. - IX Ein 28jähriger, 
eben aus Bayern kommender Tuchmachergeselle wendete sich 
am 27. Febr. 1834 an R. Schon seit einem halben Jahre 
hatte er Enge auf der Brust gefühlt, nie aber Schmerz oder 
Husten gehabt. Nun aber zeigte sich Schmerz auf der Brust 
mit etwas Husten und Frösteln, frequentem, härtlichem Pulse 
und galliger Affektion. Die Auscultation ergab schon Pectori 
loquie und der Plessimeter dumpfen Wiederhall. Auf ein La 
xans wurde der Puls viel frequenter, es stellte sich vermehrter 
und ganz dissoluter Auswurf, zum Theil safrangelb und selbst 
mit Blut ein und nun hustete der Kranke auch mehr. Die 
Zunge erschien bräunlich belegt und Hals und Stimme waren 
rauh. Am 7. März gab ihm R. zuerst Kreosot mit narkotischen 
und antigastrischen Mitteln. Am 16ten waren schon Auswurf 
und Husten fast ganz verschwunden und am 23. konnte Pat. 
.als genesen entlassen werden. — Einigen andern Lungensüch 
tigen gab R. das Kreosot mit gleichfalls günstigem, doch we 
niger entschiedenem Erfolge. Einige aber vertrugen es auch 
gar nicht. — Die kleine Gruppe der eben mitgetheilten Fälle 
ist wohl ganz geeignet, die Form und den oft bloss vorüberge 
henden Zustand von Lungenphthisis und wohl auch von Darm- 
JYieren-Blasenphthisis etc. ziemlich genau zu bezeichnen, in dem 
Was Kreosot angezeigt ist, nämlich da, wo schnelles, dissolu- 
(tes Zerfliessen der Tuberkelmasse eintritt, so dass ohne sehr 
weit verbreitete Ablagerung von Tuberkeln schnell Verzehrung 
des thierischen Stoffs und Bildung von Excavationen, Eiterhöh 
len, entsteht, wo Atonie, Erschlaffen und Zerfliessen das Vor-
	        
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