III. Materia medica und Toxikologie.
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Mann, welchem selbst die Dzondi’sche Lampe kaum Schmer
zen verursacht hatte, bekam hiernach so heftige, dass er sich
nicht traute die Cur lorizusetzen. Als ich nach 8 Tagen (Pat.
hatte seinen Wohnsitz nicht in Leipzig), hiervon in Kenntniss
gesetzt wurde, sowie davon, dass den 2. Tag nach der letzten Ap
plication der Sinapisinen wieder völlige Gefühllosigkeit einge
treten sei, so rieth ich das Verfahren alsbald fortzusetzen. Das
Mittel bewirkte binnen einer Stägigen Anwendung nie wieder,
auch nur die mindeste, Empfindung. —
200. Bemerkungen und Erfahrungen über einige
der neueren H eilinittel; von Dr. Bartels in Schwerin.
(Fortzetzung. S. Summ. N. F. Bd. 2. Hft. 0. Nr. 169.) II.
Oleum Crotonis Tiglii. Dieses Mittel hat der Verf. häufig
und in sehr verschiedenen Formen angewendet und es hat
sich ihm als ein zwar sehr kräftig und sicher wirkendes, zu
gleich aber auch als ein äusserst reizendes, den Magen stark
ergreifendes Abführmittel gezeigt. Gar leicht macht es Wür
gen , Magenschmerz und Erbrechen, heftiges Brennen im Schlun
de, Ausschlag am Munde und ein Mal sogar ein scharlacharti-
ges Erythem über den ganzen Körper. Deshalb wendet er es
jetzt nur noch selten an und möchte die Fälle, in denen es di
rect ein- und wohlthätig wirken kann, etwa auf folgende be
schränken: starke Verschleimung der ersten Wege bei wenig
reizbaren Subjecten, deren Darmkanal besonders grosse Unthä-
tigkeit und Reizlosigkeit zeigt, Intestinalwiirmer, vorzüglich mit
gleichzeitiger starker Verschleimung, hartnäckige Verstopfung
von reiner Torpidiiät des Darmkanals, grosse Anhäufung von
Unreinigkeiten in den ersten Wegen bei torpiden Kranken und
torpidem Darmkanal und Ascites, wenn überhaupt der Fall Dra-
stica fordert. Auch ist das Mittel bei sehr torpiden Wahnsin
nigen, wo man recht kräftig auf den Darmkanal wirken will,
am Platze. — Gerade als Verf. diesen Aufsatz schrieb, hatte
er einen 82jährigen Krjtnken mit einem ausserordentlich grossen
Scrotalbruch in Behandlung, der nur alle 6 — 8 Tage ein Mal
auf ein selbst zubereitetes Infus, fol. Senn. Oelfnung zu ha
ben gewohnt ist. Nach Erkältung und davon abhängigem, ca-
tarrhalischem Fieber hat das Mittel dies Mal seine Dienste ver
sagt und es mussten daher noch 4 Unzen Inf. Senn, compos.
Pharm. Boniss. mit 3 Drachmen Tarl. natron., und als auch
dies nicht wirkte 6 Gran Kalom. mit einer halben Drachme
Rheum, in 3 Pulvern binnen 24 Stunden verbraucht, zu Hülfe
genommen werden. Doch war Alles vergebens. Unter diesen
Umständen nahm B. endlich, da die Ursache dieser hartnäcki
gen Verstopfung offenbar nur in Reizlosigkeit, Paralyse des
Darmkanals seinen Grund hatte, seine Zuflucht zum Ol. Cro-
ion (2 Tropfen auf 1 Unze Mandelöl.) Nachdem der Kranke
davon binnen einer Stunde 2 Esslöffel genommen hatte, bekam
er mit grosser allgemeiner Erleichterung 3 bis 4 sehr copiöse,