I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 35
lung Quecksilber erfordert, die andere nicht? Diese Frage ist
schon durch Vorstehendes erledigt, und wir bemerken blos noch,
dass es jetzt noch unmöglich ist, beide Arten von Syphilis vor
der Behandlung zu unterscheiden. — Die Annahme, dass die
nicht mercurielle Behandlung für den Beginn der Syphilis hin
reiche, und das die mercurielle später nothwendig werde, wird
durch die angeführten Beobachtungen sattsam widerlegt. [Med,
Juhrb. d. Je. Je. österr. Staat. Bd. 17. St. 4.]
8. Geschichte eines Harnröhrensteines; vom
Oberarzte Dr. Seüffer in Heilbronn. Ein 49jähriger, armer,
kümmerlich, meist von Vegetabilien lebender Maurer hatte vom
4. Jahre an Harnbeschwerden mit Druck und Schwere gegen
Mittelfleisch und After hin und mit oft durch die Harnröhre
schiessendem Schmerze, wobei das Harnen erschwert und nur
langsam in dünnein , oft unterbrochenem Strahle vor sich ging.
Im 18. Jahre wurde es ihm beim schnellen Gehen plötzlich so,
als ob vom Mittelpuncte seiner Beschwerden ein fremder Kör
per in die Harnröhre herabgleite, der beim Anfiihlen des durch
ihn etwas ausgedehnten Harnröhrentheiles sich als harter, run
der, erbsengrosser Körper zu erkennen gab. Die Stelle, wo
derselbe von nun an sass, w r ar der von der Prostata umgebene
Theil der Harnröhre, folglich der weiteste Theil derselben.
Ihn vorwärts zu schieben, verhinderte der Isthmus. Der von
nun an merklich wachsende Körper senkte sich wahrscheinlich
nach allmähliger Durchbohrung der verhältnissmässig ausgedehn*
, ten Harnröhrenwandung ins Zellgewebe der rechten Ruthenseite
ein, wozu wohl Reiz und Entzündung die erste Veranlassung
waren. Pat. litt dabei ungemein viel, erzeugte aber dennoch
5 Kinder, wovon das älteste 13, das jüngste 3 Jahr alt war:
ein Beweis, das die Ausspritzungskanäle des Samens organisch
und dynamisch damals ihrem Zwecke noch entsprachen und die
Ausspritzung des Samens durch die Harnröhre von dem dort
sitzenden fremden Körper nicht gehindert wurde. Seit der
Harnstein aus seinem primären Sitze, dem Blasenhalse, in die
Gegend der Prostata gedrungen war, hatten sich zwar die frü
hem Beschwerden gegen den After hin verloren, dagegen aber
sperrte sich der unwillkührlich abgehende Urin in der Prostata-
Gegend, dehnte diese bedeutend aus und ging nur tropfenweise
ab. Anfang Aprils 1835 wurde die Harnsperre mit heftigem
Brennen bedeutender und schmerzhafter, als jemals und vqm
19. April schwoll allmählig die Ruthenhaüt durch Harninfiltra
tion zu enormer Dimension an, so dass sich die Eichel tief hin-
* ter derselben verbarg und der Urin nur sparsam aus der Mün
dung der sehr ausgedehnten Vorhaut tröpfelte«^ Vom 15. Mai
wurde unter zunehmender klopfender schmerzhafter Spannung
und Hitze die ganze Ruthenhautgeschwulst schwarzbraun und
es bildeten sich in Folge des Brandes 2 Qeffnungen an dersel-
ben, eine rechts unten in der Prostata - Gegend, durch die nun