Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

402 II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
sterben lassen. In solchen Anfällen war es der Kranken, als 
überschlüge sich ihr Herz, oder wie sie sich mit einem Provin 
zialismus ausdrückte, als schösse das Herz Kobolz. — Der um 
Weihnachten 1834; fallende Anfang der Krankheit war sehr in 
Dunkel gehüllt, da Pat. auf einem Dorfe, fern von jeder Kunst- 
hülfe, lebte. Gewiss ist nun, dass sie das Wegbleiben der 
Periode, die auch seitdem nicht wiederkehrte, als erstes beun 
ruhigendes Symptom wahrnahm. Als bei zunehmendem Uebel 
im Mai 1835 ärztlicher Rath in der Stadt gesucht wurde, fand 
Lehwess schon Oedem der untern Extremitäten vor. Mit 
Mitteln und Anordnung eines passenden Regints versehen, kehrte 
das Mädchen aufs Land zurück, wo sich aber ihr Befinden mit 
jedem Tage so verschlimmerte, dass sie schon im September in 
der Stadt ihr Schmerzenslager aufschlagen musste, von dem sie 
nur der Tod nach langen Leiden erlösen konnte. 7 Jahre frü 
her hatte Ph. Pat. als hübsches, lebenslustiges Mädchen gekannt, 
doch litt sie von Jugend auf an Kopfreissen und Schwerhörig 
keit. Die Periode war bis zum Anfänge des Uebels sehr regel 
mässig gewesen. Der oberflächlichste Beobachter konnte hier 
ein Herzübel wohl nicht verkennen: ganz abgesehen von Aus- 
cultation und Percussion sprachen schon die consecutiven Erschei 
nungen, ja selbst die blossen subjectiven Erscheinungen der 
Kranken zu laut dafür. Doch es handelte sich darum, die Spe- 
cies des Uebels zu bestimmen und dies eben unterlag, wie sich 
bald ergeben wird, grossen Schwierigkeiten. Die Symptomen- 
gruppe, wie sie sich in positiver Richtung darstellte, ergab 
Folgendes: 1) der matte Ton in einer die Norm weit über 
schreitenden Ausdehnung characterisirte Volumszunalune des Her 
zens (Hypertrophie mit Dilatation) so wie Ausdehnung des Herz 
beutels durch Flüssigkeiten. 2) Der schwache Impuls ist wohl 
in keinem Falle Attribut der hypertrophischen Ausdehnung des 
Herzens, im Gegenthcile bezeichnet derselbe Atrophie dieses Or 
gans, Verdünnung seiner Wände, doch kann man annehmen, 
dass ein mit Flüssigkeit gefüllter Herzbeutel auch lähmend auf 
Contraction eines hypertrophischen Herzens wirke. 3) Raspelge 
räusch, so wie Feilen-, Säge- und musikalisches Pfeifenge 
räusch sind Varietäten des Blasebalggeräusches, von denen man 
bis jetzt nur weiss, dass ihr Vorkommen sich auf Verengerung 
der Herzorificien in Folge von Induration der Klappen beschränkt, 
während vom Blasebalggeräusche im engem Sinne des Wortes 
bekannt ist, dass dasselbe noch viel andere Herzübel begleiten 
könne. Der Verf. verweist in dieser Beziehung nur auf das 
neueste Werk von Bouillard. Dass übrigens Ph. für Raspel 
geräusch gehalten habe, was nur sonores Rasseln in der öde- 
matischen Lunge, oder Reibung der sich berührenden Herz 
beutelplatten gegen einander war, kann man von einem in 
der Auscultation so erfahrenen Arzte wohl nicht erwarten. 4) 
Ueber vibratorisches Schwirren in der Pracordialgegend kann
	        
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