1. Pathologische Anatomie.
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Kreuzbeinwirbel, man fühlte deutlich, dass Wirbelbogen fehl
ten und beim Druck darauf schrie das Kind. Die Geschwulst
hob sich bei starker Exspiration, starkem Pressen, Stuhlgang
und Schreien und senkte sich bei Inspiration ; gewöhnliche In-
und Exspiration bewirkten keine Volumensveränderung. In der
Mitte war sie mit dünner Lage deutlicher rother Muskelfasern
bedeckt, welchen Chorion und Epidermis mangelte und welche
stets seröse Feuchtigkeit ausschwitzten. Durch einen der Länge
nach laufenden blassgelben Streifen, der dem ganzen Verlaufe
nach, wie durch eine Naht von einer vertieften Linie iu 2 Hälf
ten getheilt war, wurde die Muskellage oberflächlich in 2 Ab
teilungen gesondert, doch verlief jene Längenlinie nicht ganz
bis zum untern Ende dieser Muskellage. An den Rändern be
grenzte letztere eine bläulichte, etwa eine Linie breite, der
Dura mater ähnliche Haut, die selbst wieder nach aussen in
das mit Epidermis bedeckte Chorion überging. Das Kind sah
sonst gesund aus, war ziemlich fett und trank mit Appetit an
der Mutter; schrie es aber, so hörte man einen eigenen schril
lenden Ton. Die blossliegende Muskellage auf der Spina bi
fida, die man anfangs mit Umschlägen von Inf. Chamom. spä
ter mit Empl. nigr. bedeckte, ging nach einigen Tagen ober
flächlich in Eiterung über, doch krach die Geschwulst nicht auf.
Am 12. Tage nach der Geburt stellten sich Convulsionen ein, wobei
das Kind schnell abmagerte und in deren Folge es in der Nacht
des J3. Tages starb. Nach dem Tode w'ar sowohl die hydro-
cephalische, als die Geschwulst der Spina bifida eingefallen
und alle Fluctuation verschwunden. Die Section durfte sich nur
auf die Spina bifida beziehen. Sie wurde 14 Stunden nach
dem Tode vorgenommen und zeigte 1) vom osteologischen und
syndesmologischen Gesichtspuncte aus Folgendes: die Wirbel
säule war bis zum ersten Lendenwirbel vollkommen gebaut.
Am Proc. spinosus des letztem fing der Mangel der hintern
Partie derselben an, denn es fehlten sowohl die Proc. spinosi,
als der den letztem zunächst liegende Theil der Bögen der 5
Lendenwirbel und aller falschen Wirbel des Kreuzbeins. , Der
äussere in die Proc. obliqui übergehende Theil der Bögen bil
dete am Rande der dadurch entstandenen Rückgrathsspalte deut
liche verdickte Vorsprünge. Diese Spalte hatte im grössten
Querdurchmesser die Breite eines Dreivierlelzolls und eine läng
licht ovale, nach unten spitzige Form und Wurde durch einen
knorplichten, vom Proc. spinös, des ersten Lendenwirbels bis
zur hintern Fläche des Os coccygis ein Continuum bildenden
Rand begrenzt, so dass je von hervorragendem Rudiment eines
Wirbelbogens zum nächstfolgenden untern ein knorpelichtes
Band ging. Nach aussen hing dieser knorplichte Rand durch
einen ähnlichen Fortsatz mit der ebenfalls noch knorplichten
Crista ossis ilci zusammen. Die Process. transversi und obli-
r P l i und die Körper der Lenden- und falschen Kreuzbeinw'irbel