I
SUMMARIUM
des Neuesten und Wissenswürdigsten
aus der
gesammten Medicin
zum Gebrauche praktischer Aerzte und Wundärzte.
1. August 1836. M 15.
I. Pathologische Anatomie.
189. Ueber einen unerwarteten Leichenbefund;
ans den Papieren des Dr. Voigt zu Leipzig. Ein Mann von
62 Jahren, der zu d£n Glücklichen gehörte, die sich selten und
'venig ärgern, fühlte sich nach einer, an einem Tage zwei
Mal wiederholten, heftigen Aergerniss so matt und schwach,
dass er das Bett suchen musste und dies in den ersten Ta
gen seines Erkrankens nur einige Stunden, dann aber gar nicht
Wehr verlassen konnte, indem diese Kraftlosigkeit mit jedem
Tagezu nahm und den Pat. am 18. Tage hinüberführte. Aus
ser derselben und einem leichten Sfalus gastricus liess sich
"Weder objectiv noch subjectiv irgend ein Krankheitssymptom
"Wahrnehmen. Die Zunge, welche bei dem Pat. stets rein ge
wesen, erschien jetzt mit einem weissen Schleime leicht bedeckt;
der Geschmack war fade, die Esslust mangelte, nicht so der
burst, und der Darmkanal fungirte träge. Ich zog bei diesen
Umständen ein jElectuar. lenitiv. (aus Fol. Senn., Furt, dcp.,
Pulp. Famarind, und O.vym. simpl. bereitet) in Gebrauch, und
substituirte, als darauf 3 Mal mussiger Stuhlgang erfolgt und
die Zunge rein geworden war, eine Mixtur aus Mellag. Gram.
ünd Liq. Kali acct. So waren 3 Tage verflossen, ohne dass
sich der Zustand des Kranken gebessert hatte. Letzterer wurde
W dieser Zeit von einem kurzen trockenen Husten inkommodirt,
der jedoch der Anwendung eines Linctus mit dem Via. stibiat.
bald wich. Aber gleichzeitig entwickelte sich jetzt ein Fieber,
'Welches bald in den Morgenstunden, bald mit einbrechender
i'acht exacerbirte, an eine Intermittens erinnerte, sich aber iin
•erlaufe als eine massige Continua characterisirte. Der Puls
schlug 90—100 Mal in der Minute, war lang: die Arterie zog
s\ch nicht energisch zusammen; der Harn war dunkel, helle,
udete ein Wölkchen, welches oben schweben blieb, und nie-
lria ^ s , die ganze Krankheit hindurch, kam es zu einem Sedi-
* nent ; die Haut blieb trocken und heiss; die rechte Wange
N ' ar während der Fieberexacerbation geröthet; das Cerebralsy-
Suiumarium d. Medicin. 1836. II. 25