Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

II. Matena medica und Toxikologie. 351 
das Uebel in Stockungen des Pfortadersystems und fehlerhafter 
Gallenabsonderung zu liegen schien, auflösende und ausleerende 
Mittel aber schon hinreichend versucht waren, so liess B. so 
gleich am Abend ein Fussbad mit einer Unze von jeder der 
beiden Säuren nehmen. Nachdem Pat. fast £ .Stunde in dem 
selben gesessen hatte, wurde ihm so übel und schwindlich, mit 
Husten, starker Oppression der Brust und sehr beschleunigtem 
Pulse, dass man ihn schnell zu Bett bringen musste, doch er 
holte er sich nach einem Glase Zuckerwasser bald wieder, 
schlief aber in der Nacht wenig und hatte Unruhe, etwas Tran 
spiration, starkes Kneipen und Wühlen im Leibe. B. verord 
ne te daher Tctrt. depur., täglich eine Unze abgekocht und mit 
Wasser versetzt, zum Getränk. Eine starke Stuhlausleerung 
Nachmittags erleichterte sehr, das Allgemeinbefinden war aber 
eher schlechter, als besser. Abends nahm Pat. das Fussbad 
vom Tage vorher — ohne neue Säuren. Während er dasselbe 
gebrauchte hatte er wieder Uebelkeit, Schwindel etc., doch in 
geringerem Grade als das erste Mal. In der Nacht traten wie 
der Leibschmerzen und Tags darauf 4 bis 5 übelriechende, sehr 
dunkelgefärbte, mit weissen Schleimstreifen durchzogene Stühle 
ein, auch wollte Pat. mehr Urin als gewöhnlich gelassen ha 
ben. Abends nahm er ein Fussbad mit frisch zugegossenen 
Säuren, das er fast ohne alle Beschwerden über 4 Stunde 
lang vertrug. Tags darauf hatte er wieder mehrere starke Se- 
des mit grosser Erleichterung der krankhaften Gefühle im Un 
terleibe. Auf diese Weise, nämlich so, dass Pat. dasselbe Bad 
immer 2 Abende nach einander benutzte, fuhr er 16 Tage fort. 
Am 9., 11., 13. Tage nahm er 14 Unze, später wieder 1 Unze: 
im Ganzen wurden also 94 Unzen von jeder Säure verbraucht, 
Pat. schwitzte jede Nacht, doch mässig, führte mehrmals des 
Tags ab, obgleich der Tart. depur. schon nach den ersten 3 
Tagen ausgesetzt worden war und entleerte, besonders in den 
letzten 8 Tagen auffallend vielen Harn. Dabei w urde mit je 
dem Tage der Unterleib weicher, weniger empfindlich, die 
Zunge und Gesichtfarbe reiner, der Schlaf ruhiger, erquicken 
der, der Appetit stärker, die Verdauung kräftiger und beson 
ders das Gemiith froher, lebenslustiger. Während des Badens 
Wurde innerlich nichts als Tart. depur. und Anfangs ein krampf- 
widriges Liniment für den Unterleib verordnet; die Diät hatte 
B. jedoch fast ganz auf Haferschleim, Zuckerwasser, etwas 
Fleischbrühe und Weissbrot beschränkt. Zur Nachcur liess er 
Chinin, sulph. mit Bism. nilric. nehmen, weil Pat. noch bis 
weilen Gefühl von Druck und beginnendem Magenkrampf spürte. 
Als aber auch dieses kleine Uebel bald ganz gewichen war, 
konnte man die Heilung als vollendet und die Wirkung der 
Fussbäder als eine sehr glänzende ansehen. Der Verf. wen 
dete daher diese Bäder bald darauf gegen heftige Cephalaea 
«rthritica bei einer ältlichen, sonst kräftig constituirten Dame
	        
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