348 II. Matena medica und Toxikologie.
Reaction nur seilen den naturgemässen Heilbemühungen entspre
chen kann, so wendet man dieses Alkaloid am besten — wenn
gleich nicht ain wohlfeilsten — äusserlich an und zwar in Sal
benform. Es werden 10—120 Gran davon mit einer Unze
Schweinefett zusammengerieben und täglich 3 Mal, in hartnä
ckigem Fällen auch alle 2 Stunden eine Haselnuss gross in die
hydropischen Theile eingerieben und damit so lange forlgefah-
ren,»Jbis Heilung erfolgt ist, die bisher F. höchstens nach Ver
brauch der 3. Unze dieser Saibq erzielte. So angewendet —
und sollte damit auch Wochen und Monate lang fortgelähren
werden, bewirkt es nichts von dem, was nach dem innerlichen
Gebrauche eintritt. Was man wahrnimmt ist hier und da leich
tes Jucken oder Beissen in der Haut da, wo die Salbe einge
rieben wurde. Um so mehr fällt es aber dann auf, wenn man
bald die Geschwulst abnelimen sieht, ohne dabei ein Secretions-
organ in erhöheter Thätigkeit zu finden, als die Nieren. Ob
gleich der Verf. fast immer mit der äussern Anwendung des
Sabadillins die innerliche anderer Diuretica verband, so konnte
diesen um so weniger die erwünschte Entscheidung der Krank
heit zugeschrieben werden, als sie stets schon vorher ohne Er
folg gegeben worden waren. Das Veratrin scheint diese Hy-
dropsieen dann völlig zu heilen, wenn mit Bildung des Was
sers der hydropische Krankheitsprocess erloschen ist und es sich
nun nur noch um Wegschaffung des dem Körper nicht mehr
angehörigen Krankheitsproductes handelt. Dies ist besonders
der Fall, wo Rheumatismus und Gicht die kraukheiterregenden
Momente waren; sonst ist natürlich nach Entfernung des Krank-
Iieitsproducts Wiederansammlung durch Hebung der Uausalmo-
mente mittelst dazu geeigneter Arzneikörper, unter Berücksich
tigung der pathologisch - physiologischen Heilbedingungen, zu
verhüten. Nach Turnbull ist das Veratrin im Hydrops sac-
cafus unwirksam. Einige von F. beobachtete Fälle sind nach
stehende: 1) Ein 68jähriger Bauer litt schon seit einigen Jahren
an wassersüchtiger Anschwellung der Füsse und des Unterleibs,
die in öfteren Störungen der Hautthätigkeit durch Erkältungen
und Durchnässungen begründet war und der man bisher durch
periodischen Gebrauch der Squilla und Digitalis nicht erfolglos
begegnet war. Im letzten Winter wurden jedoch diese Uebel
so hartnäckig, dass sie allen bisher hülfreichenMitteln trotzten;
Füsse, Hodensack und Bauch erreichten eine grosse Ausdehnung
und die Orthopnoe bewies sattsam, dass die Wasseransamm
lung auch in der Brusthöhle bedeutend war. Pat. konnte nur
noch im Bett sitzend, mit über die Bettdecke vorgehängtem
Oberleibe mühsam Athem holen, die Urinsecretion stockte schon
ganz, die Kräfte waren erschöpft und der Hausarzt, an der
Möglichkeit der Heilung verzweifelnd, suchte nur die Euthana
sie zu fördern. So standen die Sachen, als am 24. Jan. auch
F. befragt wurde. Er verordnete zuerst: licc. Veratrinac Gr.