I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 339
mitet M as Bier angeordnet. Im Mai und Juni, wo Pat. fast im
mer iin Freien seyn konnte, ging es täglich besser und im Juli
konnte er wieder einen Theü seiner Schreibereigeschäfte über
nehmen. Herbst und Winter verlebte er auffallend gut, zwar
nicht ganz ohne Husten, doch wurde er nie von Fieber befal
len und eben so wenig hatte er einen Arzt nöthig. Jetzt ver
sieht er alle seine Geschäfte wie vorher, sieht wohlgenährt
und gut aus und klagt nur zuweilen noch über Husten mit
Schleimauswurf und etwas beengte Respiration beim Bergstei
gen. — Die ausgeworfenen Hydatiden waren zerplatzt und,
wenn sie im Wasser flottirten, etwa so gross wie Gänseeier.
Da sie ihrer Feinheit wegen sogleich weiterrissen, liess sich
ihre Capacität nicht messen. — Ohne dass sich H. auf nä
here Untersuchungen über Natur und Stufe der Organisa
tion, auf der . diese Hydatiden, die L ä n n e c Acephalocy-
stes nennt, stehen, einlässt, oder bestimmen will, ob sie
nach Blumenbach und Ruysch des Characters der Thierheit
entbehren, oder nach Veit blosse neue Producte der Organisa
tionskraft sind, oder ob sie nach Hunter’s, Rudolphi’s und
Meckel’s Meinung wirklich belebte Wesen sind, an denen
Percy sogar auf sehr deutliche Weise Bewegung wahrgenom
men haben will — bemerkt er nur, dass sie deutlich aus 2
feinen Häuten bestanden, deren äussere durchsichtig und bläu
licht, .die innere aber weniger durchsichtig, weisslicht und auf
der innern freien Oberfläche mit ganz kleinen, Sandkorn grossen,
Weissen Körnchen besetzt war, die Lännec für junge Wür
mer, für Acephalocystes, die eben ins Dasein traten, hielt. Wenn
schon hier nur 2 Blasen ausgeworfen wurden, während Fre-
teau einen Kranken 50 derselben aushusten und 450 aus
einer an der Brust gemachten Oeflnung heraustreten sah, deren
Grösse von der einer Weinbeere bis zu der eines Hühnereies
variirte, wo dennoch Pat. genas und Collet von einer Frau
binnen 4 Monaten 135 Hydatiden durch Husten abgehen sah,
so hat doch der mitgetheilte Fall das Eigenthümliche in seinem
Verlaufe, dass der Krankheitsprocess von aussen nach innen
ging. Denn können auch die 2 oben erwähnten lymphatischen
Geschwülste auf dem Thorax vielleicht nicht eigentlich Hydati
den genannt werden, so haben sie doch die grösste Aehnlich-
keit damit, da auch letztere häulig eine zähe eiweissähnliche
Flüssigkeit enthalten. Was den Sitz dieser Hydatiden in den
Lungen anlangt, so ist es dem Verf. w ahrscheinlich, dass dieser
sich in einer Vomica vorfand, da dieselben ganz mit Eiter überzo
gen waren, da auch Meckel einen Fall mittheilt, wo man bei
der Section einer Person, die iin Leben oft Hydatiden ausgeworfen
hatte, mehrere Hydatiden in einer Vomica eingeschlossen fand und
da H. überhaupt glaubt, dass dieselben in den Lungen nicht Anders,
als in Eitersäcken Vorkommen, womit auch Piso so übereinstimmt.
[Med. Corresp. Blatt d. wärt, ärztl. Vereins. Bd. VI. Nr. 21. j
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