Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

338 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
ausleerungen waren oft Diarrhöeartig, der Durst heftig, der 
Appetit gering. Die Behandlung hatte nichts besonderes. Man 
nahm theils auf den Grad des Fiebers, theils auf Beschwichti 
gung der lästigen Symptbme Rücksicht, oder gab Mittel, die 
m Lungeneiterung überhaupt sich einen Namen erworben haben. 
Pat. bekam namentlich Mucilaginosa, Phellandrium aquaticum 
mit Digitalis oder Aqu. Lauroccrasi, bei sehr heftigen Nacht- 
schweissen Mineralsäuren, namentlich Aqu. oxymur., bei starker 
Diarrhöe Opium, auch that ihm einige Zeit hindurch besonders 
eine Emuls. papav. mit wenig Nitr. und Aqu. Lawoceras. und 
Extr. Hyosc. sehr gute Dienste. Nebenbei trank er Decoct. 
von isländ. Moose mit Galeopsis grandijlcr. Auch das Chinin 
erleichterte einige Zeit. Ende Aprils und Anfangs Mais trank 
er Früh und Abends etwas warme Gaismilch. Die Diät be 
stand besonders aus schleimigen Speisen und Milch. Bei die 
sen Mitteln befand er sich bald besser, bald übler, hoffte aber 
stets lest auf Genesung, während H. glaubte, dass (er nicht den 
Mai erleben werde. Besonders schlecht ging es vom 14.—16. 
Mai, wo alle Beschwerden einen hohen Grad erreicht hatten, 
namentlich der Athmen sehr beschwerlich war. Am 16. Mai 
Abends öffnete sich deutlich eine Vomica: unter heftigem Hu 
sten wurde plötzlich eine Menge blutigen Eiters und nach die 
sem reines, rothes Blut ausgeworfen, was in mässigem Grade 
die ganze Nacht anhielt. Am 17. und 18. war Pat. erleichtert, 
am 19. aber die Respiration wieder sehr erschwert und Nach 
mittags 3 Uhr traten wirkliche Erstickungszufälle ein, w ährend 
welcher Pat. ganz blau im Gesichte und kalt am ganzen Kör- 
E er wurde, der Puls aussetzte und die Frau ihn für sterbend 
ielt. Nach halbstündigem Kampfe wurde endlich, neben vie 
lem Eiter, eine ziemlich grosse, häutige, mit Eiter überzogene 
Masse ausgewürgt, welche seine Frau mit ihren Finger vol 
lends aus dem Munde zog. Man bemerkte nun bedeutende Er 
schöpfung, aber auch grosse Erleichterung des gauzen Zustan 
des. Doch währte dies nicht lange, denn schon Abends 7 Uhr 
wiederholte sich dieselbe Scene und nach T f Stunde des heftig 
sten Husten und augenscheinlicher Erstickungsgefahr warf Pat. 
eine ganz ähnliche, wieder mit Eiter überzogene Masse, wie 
um 3 Uhr, aus. Die krankhaften Producte W'urden dem Verf. 
übergeben und bei Untersuchung mit Prof. Heim als Hydatiden 
erkannt. Pat. war mehrere Tage hindurch höchst erschöpft, er 
konnte sich nicht allein im Bette aufrichten, der Puls war sehr 
frequent, klein, leer, der Eiterauswurf bedeutend, aber die 
Respiration etwas freier. Er bekam Chinadecoct mit versiisster 
Mineralsäure und etwas Opium. Schon nach wenigen Tagen 
ging es aber besser, der Appetit wurde stärker, die Schweisse 
liessen etwas nach, der Auswurf wurde geringer, der Schlaf 
ruhiger. Die Behandlung wurde mit den nöthigen Modificatio- 
nen fortgesetzt und nebenbei Lieh, island. und kräftigere Diät
	        
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