Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 331 
% 
fühlen, an der rechten sehr häufig, schnell, klein und oft unter 
dem Finger verschwindend. Alles deutete auf das nahe Ende! 
Und wirklich traf ich Pat. bei meiner Rückkehr auch nicht 
mehr am Leben. Nachdem sie noch ein Fussbad mit Senf ge 
nommen hatte, und darauf ins Bette zurückgebracht worden 
Mar, hatte sie mehr Ruhe bekommen, und sich nur noch zu 
weilen aufgeralft, wobei sie die Augen weit aufgerissen und 
stier auf das Bett gerichtet haben sollte. Ihr redseliges, alber 
nes Wesen hatte aufgehört, und an dessen Stelle Mar eine be- 
sonnere und vernünftigere Sprache eingetreten. Sie hatte von 
den Umstehenden Abschied genommen, mit ihrem Manne von 
ihrem Geschäft, dem Begräbniss und andern Dingen ruhig ge 
sprochen, und Mar darauf um 10 Uhr früh fanft verschieden. 
DieSection, welche am 1. Sept. Nachmittags 3 Uhr durch 
den hiesigen prakt. Arzt Hrn. Dr. Bock vorgenommen wurde, 
zeigte folgende Umstände: 
Der Körper war wohlgenährt und fettreich; an mehreren 
Stellen zeigten sich Varicositäten der Gefässe, und an den Or 
ten, wo der Leichnam aufgelegen, Spuren der beginnenden 
Fäulniss. Das Auge M’ar geschlossen, und von der bei Leb 
zeiten im Gesicht so deutlich ausgedrückten Angst keine Spur 
mehr vorhanden; der Ausdruck des Gesichts Mar vielmehr ru 
hig und freundlich. Eine Narbe oder sonst ein auf eine äussere 
Verletzung hindeutende Veränderung in der Haut war nirgends 
zu entdecken, was auch mit den Aussagen der Bekannten und 
Venvandten übereinstimmte, indem die genauesten darüber ein- 
gezogenen Nachrichten ergaben, dass besagte Frau nie von 
einem Thiere beschädigt worden sei. 
In der Brusthöhle zeigte sich zunächst die plcura costa- 
lis und puhnonalis in ihrer ganzen Ausdehnung verwachsen. 
Auf dem Herzbeutel w ar eine bedeutende Menge Fett ab 
gelagert, und auf der linken Seite desselben an der vordem 
Fläche eine lf Quadratzoll grosse ganz trockene Stelle M ahr 
zunehmen, welche deutlich das Ansehen von Pergament hatte. 
Der Nervus phrenicus zeichnete sich auf dieser Seite in seinem gan 
zen Verlaufe durch die Brusthöhle durch eine auffallende rosenfar- 
bene Röthe aus, die auf der rechten Seite dagegen fehlte, wo der 
Nerv vielmehr ganz weiss war. Die linke Lunge, deren beide 
Lappen durchgängig verwachsen waren, stellte sicli in ihrem 
Parenchym gesund dar, mit Ausnahme des obern Lappens, an 
welchem sich eine Narbe vorfand, die beim Einschneiden einige 
kalkartige Concremente von der Grösse eines Hirsekorns bis zu 
der einer Erbse enthielt. Die Lappen der rechten Lunge wa 
ren gleichfalls mit einander verwachsen, ihre Substanz aber 
durchgehend» normal. Beide Lungen hatten übrigens ein ganz 
dunkles Aussehen und strotzten völl von Venenblute. Der Herz 
beutel war in seinem ganzen Umfange auf der innern Fläche 
völlig natürlich beschaffen, uud es zeigte sich an ihm weder
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.