312 V. Gynäkologie und Pädiatrik.
Schmerzen zu vermindern gab ich alle Stunden 10 Gran Do*
ver’sches Pulver einige Mal, worauf zwar anfangs die Wehen
etwas weniger schmerzhaft wurden, der Muttermund jedoch
sich nicht mehr erweiterte, und die Geburt nicht vorrückte.
Bald half aber auch dieses Mittel gegen die heftigen Schmer
zen nicht mehr und sie brach im Gegentlieil alle folgenden ihr
gereichten Gaben hinweg. Ich gab ihr nun einige Male 2 Ser.
Mutterkorn, allein auch dieses Mittel half zur Erweiterung des
Muttermundes nichts. Die Gebärende war, weil sie weder
sitzen noch liegen konnte, fortwährend geuöthiget, im Zimmer
umher zu gehen. Ich liess ihr jetzt Tinctura opii crocata und
Liquor Ammonii carh. aa. einnehmen und in den Unterleib
einreiben; allein dieses Mittel half eben so wenig, und die
Wehen blieben stets sehr schmerzhaft und nicht ergiebig. Nun-
mehro liess ich Unguentum opiatum und Bettadonnae aa holen
und fleissig in den Muttermund einreiben. wodurch sich endlich
am 18. früh derselbe ein wenig erweiterte. Um durch die
Zange als mechanisches und dynamisches Reizmittel zu wirken,
versuchte ich jetzt die Anlegung derselben, allein vergeblich,
indem das männliche Zangenblatt, bei dem hohen und schiefen
Stande des Kopfs, niemals recht liegen wollte, und sich die
Zange daher nicht scldiessen liess. Nun liess ich Melissenthee
mit den bereits genannten Tropfen trinken, und noch eine Gabe
Mutterkorn nehmen, damit der Kopf tiefer in das kleine Be
cken hinabrücken sollte. Allein ungeachtet die kräftigsten und
schmerzhaftesten Wehen, jetzt mit den gehörigen Absätzen, vor
handen waren, wurde der Kopf doch erst gegen 7 Uhr in die
Höhle des kleinen Beckens getrieben, und ein Vorkopf gebil
det. Nun legte ich abermals die Zange an, und zog mit gros
ser Anstrengung den Kopf etw'as herab, war jedoch geuöthiget,
nochmals dieselbe abzunehmen und zu warten. Erst nachdem
der Kopf durch viele ungemein heftige Wehen herabgetrieben
worden war, konnte er gegen 9 Uhr Abends (am 18. Nov.)
immer noch mit grosser Anstrengung durch die Zange entfernt
werden. Das Geborne war ein wohlgebildetes, vollkommen
ausgetragenes, starkes Mädchen. Der Nabelstrang pulsirte zwar
noch ein wenig, allein das Kind athmete nicht, und war aller
Bemühungen ungeachtet, nicht zum Leben zu bringen. Die
Nachgeburt folgte leicht, und ohne bedeutende Blutung. Die
Entbundene, welche nicht eingelassen war, befand sich an dem
folgenden Tage (den 19. Nov.) den Umständen nach, ziemlich
wohl, hatte gehörig geschwitzt, und etwas geschlafen. Am
20. Nov. fand ich sie, nach einer schlaflosen Nacht, mit etwas
Kopfschmerze und beschleunigtem Pulse. Schinerzen im Unter
leibe waren so wenig vorhanden, als am vergangenen Tage.
Der Urin ging leicht ab; einige Geschwulst war äusserlich vor
handen, die Wochenreiuigung ganz in der Ordnung; Milchab
sonderung iu den Brüsten stellte sich noch nicht ein, — Kräu-